Montag, 25. Mai 2015

Familie Ogel vermutl. aus Hessen, 1766 an die Wolga, weiter nach Kasachstan und zurück nach Deutschland






Bei den historischen Massenhochzeiten in Büdingen, welche vor der Auswanderung an die Wolga stattfanden (Jungesellen waren nicht erwünscht), waren am 16.3.1766 verzeichnet:

Johannes (V)ogel und Anna Martha Kratz(in).

Leider finden wir hier keine weiteren Angaben. Es soll sich hierbei um Johann Tobias Ogel *1735 handeln, der 1766 in Bauer an der Wolga siedelte.

Mögliche Herkunft ist Selters (vermutlich Selters, heute OT zu Ortenberg in der Wetterau) .
Eine andere verstümmelte Angabe ist aus "Nidalgam" bei Darmstadt, was Niddatal und Zugehörigkeit zum ehemaligen Großherzogtum Darmstadt heißen könnte.

In einem bekannten Internetforum wird in der Einwohnerliste für Bauer 1798 auch Neiderheimstadt bei Darmstadt genannt und der Familienname in der EW Liste "Ockel" geschrieben.
Neiderheimstadt gibt es jeoch nicht.

In einer Familienliste für Boregard, Wolga, in 1798 nennt sich eine Familie Ockel aus Kornbach, Bayern. So bleibt die genaue Zuordnung im Moment noch im dunkeln.














                                                             I.

Johann Ogel und Anna sind am 20.7.1766 in Bauer an der Wolga angekommen




und gingen vorübergehend in das am 7.8.1767 gegründete Kratzke (Familie Nr. 10127):




Möglicherweise war er beruflich zum Aufbau der Gemeinde in seinem Beruf als Dreher verpflichtet worden.


                                                                 II.

Hier wurden die Kinder

- Johannes Ogel *1767 in Kratzke, Familie # 10128 mit Anna Bazen *1772 Hussenbach vermählt,
- Maria Margaretha Ogel *? , in Kratzke Familie # 10131 mit Konrad Meier *1743 vermählt.
  (Maria Margaretha und Konrad Meier waren auch in Warenburg vor Ort.)



                                                                 III.


Johannes *1767 und Anna waren später dann wieder in Bauer, wo ihre Kinder zur Welt kamen:
                                                     
Konrad *1790, Eva *1792, Elisabeth Margaretha *1796 und Georg Jakob *1798.




Heutige Telefonanfragen ergaben, dass viele der in Deutschland lebenden Ogels aus Marxstadt (Katharinenstadt) kommen.


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Leider hat unsere Familie Ogel durch die Umsiedlung nach Kasachstan den wissentlichen Anschluss an seine direkten Vorfahren verloren. Im Großraum Karaganda lebten sie Mitte des 20. Jahrhunderts.




So bleiben uns bis heute nur wenige durch Dokumente gesicherte Angaben:

Friedrich sen. Ogel, geb. ca. 1880 in ? ,

Sohn Friedrich Andreas *1904 in Russland , + 1964 in Majorowka, Kasachstan,

00 Pauline Wagner *9.12.1907 in Saratov, + 1977 Majorowka, Kasachstan,

ihr Vater Johann (Iwan) Wagner *1876 Frank, Saratov, + 1932 Kasachstan, ihre Mutter Anna Maria Wilhelm *1878 Saratov, + 1934 Kasachstan.

Das Paar hat 4 Söhne und 4 Töchter, die in Majorowka verstarben oder ab 1990 nach Deutschland übersiedelten.




http://cvgs.cu-portland.edu/immigration.cfm

http://cvgs.cu-portland.edu/genealogy.cfm

http://cvgs.cu-portland.edu/genealogy/CensusLists.cfm


Email: spree _ kind @ web. de



(In einem Forum wird ein Friedrich Ogel genannt mit den persönlichen Daten:

*31.12.1884 Marksdorf, Borkat , + 1929 dto. 00 Katharina N.N. *1.5.1880 Marksdorf, + 1973 Budönowka, Kirkistan, was aber wiederum eine andere Region als die unsere ist.)



 

                                                                   

Dienstag, 12. Mai 2015

Familie Major aus dem "Lütticher Land" nach Beienheim in der Wetterau (Hessen), 1766 an die Wolga, 1908 nach Kasachstan und 1990 wieder zurück nach Deutschland

Das "Lütticher Land" zog sich um 1648 in Nord-Süd Richtung entlang des Flusses Maas in den heutigen Ländern Belgien und Holland und gehörte zum Bistum Lüttich.








Beienheim


Funde aus der Jungsteinzeit im 3. Jahrtausend vor Christus belegen die Ansiedlung von Ackerbauern um Beienheim, welches im Jahr 773 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Später gehörte das Gut Beienheim den Freiherren Rau von und zu Holzhausen, die zur mittelrheinischen Ritterschaft in Friedberg gehörten. Da zu ihren Rechten auch das Patronatsrecht gehörte, werden sie oder einer ihrer Amtmänner vor dem Jahr 1672 den Zuzug von Jules Major genehmigt haben. 


Jules war Bierbrauer im Lütticher Land und fand um Beienheim ideale Bedingungen zur Ausübung der Braukunst. Wer die Region kennt weiß, das hier berühmte Mineralquellen vorhanden sind und durch die Landwirtschaft Hopfen und Gerste ohne große Lieferprobleme vor Ort angebaut und zu Bier weiterverarbeitet werden konnten.


Im Ortsfamilienbuch von Friedberg (Burg) finden wir den Todeseintrag eines seiner Söhne, welcher auch die Herkunft aus dem Lütticher Land, den Beruf als Bierbrauer sowie den Wohnort Beienheim nennt. Die Familie floh vorübergehend von Beienheim in die befestigte Stadt Friedberg vor den französichen Soldaten, welche unter dem Marschall Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne, in der Wetterau wüsteten. Deshalb finden wir den Todeseintrag 1673 in Friedberg, obwohl die Familie in Beienheim ansäßig war.
















I.

Das erste Kind von Jules und seiner Frau Anna Maria, deren Herkunft wir leider nicht kennten, wurde 1672 in Beienheim geboren. Das Paar hatte 8 Kinder. Jules und seine Frau Anna Maria oder Anna Barbara starben in BH. Beienheim war evangelisch-lutherisch.

II.

Sohn Johann Martin *1680 in BH und ehelichte am 20.2.1717 in BH eine Anna Dorothea Maier *7.10.1692 im Nachbarort Weckesheim. Johann Martin verstarb 13.1.1743 in BH und Anna Dorothea 1766. Das Paar hatte ebenfalls 8 Kinder.

III.

Der jüngste Sohn Johann Georg *1734 BH 00 1766 in BH, Anna Margaretha Frank *1744 in BH.

Beide wanderten mit anderen Mitgliedern der Familie Frank nach Grimm, Saratow, (Lessnoj-Karamysch) im Kanton Balzer, Wolgagebiet, aus, wo sie auch verstarben. Angeworben durch das erweiterte Manifest von Kaiserin Katharina II. von Russland vom 22. Juli 1763 im Schloss Petershof verfaßt und u.a. eine Anwerbung für fremdländische Mitbürger beinhaltete, die das Verlangen hätten sich in ihrem Reich niederzulassen. In Deutschland waren die Standorte der Werbebüros und der Sammelplätze erst in den großen Reichsstädten geplant, aber die Reichsstände erhoben Einwand und so wurden die Anwerber in kleineren reichsritterlichen Territorien ansäßig.

Die Beienheimer dürften im Büro des Barones Johann Friedrich Wilhelm von Notling auf dem Bünauischem Hof im Solms-Rödelheimschen Ort Fauerbach bei Friedberg angeworben worden sein. Notling hatte im schlesischen Krieg als preußischer Offizier gekämpft und inzwischen den Rang eines russichen Obristen. Von Notling war durch Einheirat an das Bünauische Gut als Besitz gelangt, welches 1724 an den Generaladjudanten Georg Ludwig Rau von Holzhausen verkauft wurde. Notling nahm es mit den Unterlagen nicht so genau, diese sollen im Staatsarchiv Darmstadt liegen, Archiv Graf zu Solms Rödelheim. 

Im nahe gelegenen Büdingen und Friedberg waren Sammelplätze und zahlreiche Transporte in Fuhrwerkkolonnen zogen nach Hamburg und Lübeck und von dort per Schiff über die Ostsee mit Zielhafen Kronstadt, weiter nach Oranienbaum bei St. Petersburg und weiter ins Landesinnere um Saratow.

Häufig fehlen über diese Abwanderungen Unterlagen in den Archiven, da man sich in einer Grauzone der Legalität befand. In den Jahren von 1763-1772 sollen ca. 30.000 Menschen nach Russland gezogen sein.




375 Paare wurden 1766 in der Marienkirche in Büdingen getraut und zogen gen Russland.

http://www.rauschenbach.ru/de/auswanderung-deutscher-kolonisten-nach-russland-im-jahre-1766-2











Zur selben Zeit wie die Majors kamen Menschen meist aus Baden, Brandenburg, Hessen, (Kur)Pfalz, Württemberg und Schweiz. Die ersten Ansiedlungsorte/Mutterkolonien, waren geschlossene Gebiete. Später wurden durch Gründung von Tochtersiedlungen die Räume offener.

IV.

In Grimm wurde 1768 der Sohn Johann Georg Konrad (+ 1834 Grimm), 1770 die Tochter Anna Margaretha und 1773 Sohn Georg Christoph (+1835 Grimm) geboren. Grimm war 77 Werst von Saraow entfernt. Von den ersten 177 Familien waren fast alle für die Landwirtschaft geeignet. Es waren 345 Männer und 342 Frauen, die sich in Grimm in 104 Häusern angesiedelten. Man züchtete Rinder und baute Getreide an.



Kirche von Grimm 1848


V.

Georg Christoph *1773 Grimm heiratete 1796 in Grimm eine Christina Margaretha Leonhardt *1780 Grimm. Das Paar hatte 6 Kinder.

VI.

Deren Sohn Georg Konrad *1797 in Grimm (+ Rosenberg, Saratow), 00 Anna Katharina N.N., *1801 und Anna Katharina Juliana N.N. In erster Ehe hatte er 6, in der zweiten 4 Kinder. Rosenberg war 1847 von Kolonisten aus den Muttersiedlungen gegründet worden.

VII.

Deren Sohn Jakob *1835 Grimm, (+ Rosenberg), 00 1860 Grimm, Anna Erzenger *1840 , (+ 1916 Beausejour, Manitoba, Kanada). Das Paar hatte 2 Söhne. Anna ist später mit dem zweiten Sohn Karl Jakob (Foto) nach Winniepeg, Kanada ausgewandert.





VIII.

Der erste Sohn Karl *1861 Rosenberg, lebte ab 1908 in Kasachstan und starb dort 1918 im Dorf Majorowka, Kasachstan. Seine Frau Maria Katharina *1861, + 1916 Mayorovka, Nurin, Qaraghandy, Kazakhstan. Das Paar hatte 5 Kinder. Karl gründete 1909 in einem Gebiet von nomadisch lebenden Kasachen im Nordosten Kasachstans das Dorf Majorowka. Die Hauptsadt Astana lag 70 km nördlich. Im Sommer wird es brütend heiß und im Winter fällt das Thermometer auf bis zu 50 Grad minus.










Im Dorf Majorowka waren 80-90 % Deutsche Einwohner, die zwar keine Kirche, aber ein Kulturhaus hatten. Zu Hause und in der Schule wurde bis 1937 nur Deutsch gesprochen. Man glaubte einen Schwäbischen Dialekt zu haben, der allerdings nichts mit Schwäbisch zu tun hatte. Ab 1938 hatte sich vieles geändert und außerhalbdes Dorfes traute man sich kaum noch Deutsch zu verwenden. Erst nach dem Krieg wurden hier Kasachen angesiedelt und der Sowchos gegründet wurde.



Die Deutschen pflegten ihre Bräuche aus der Heimat, wenn es auch schwierig war. Man trug Trachten, sang deutsche Lieder, aß deutsche Gerichte wie Sauerkraut und Blutwurst, feierte deutsche Feiertage. Selbstverständlich wurden im Alltag auch russische Gerichte und Lieder übernommen. Sauberkeit hatte einen hohen Stellenwert. Die Häuser waren einfach und hatten ein Stockwerk. Die sechs Straßen des Ortes waren nicht geteert. Unter Stalin wurden deutsche Männer ohne Erklärung abgeholt und erschossen. Die Angehörigen erhielten keine Nachricht.








Zeitungsbericht : Wetzlarer Neue Zeitung vom 2.11.2014 :  Film: Reise nach Majorowka
1992 hat "ERBE" die Gasteltern nach Majorowka eingeladen. Der Film zeigte alle Stationen der Reise von Frankfurt nach Moskau, Zelinograd, Majorowka, Karaganda, Alma Ata, Tschimkent, Taschkent, Baku, Wolgograd, Kiew und zurück nach Frankfurt. Der Film dokumentiert die Lebens- und Arbeitsverhältnisse in dem Steppendorf Majorowka. Als Überraschungsgäste war das Ehepaar Irena und Oskar Dellert, das jetzt in Wiehl bei Gummersbach wohnt, der Einladung vom Ehepaar Müller gefolgt. Irena Dellert hat im Anschluss an den Film in traditioneller Tracht über die Situation der Russlanddeutschen berichtet und Gedichte und Lieder in ihrem heimischen Dialekt vorgetragen.

(Sehr viele Familien aus Majorowka leben heute in Brilon und Gemünden/Deutschland)



IX.

Deren Sohn Karl *1888 Rosenberg, (+ 12.3.1918 Schondorf Kolchos, Nowosibirsk, Sibirien) 00 1908 Maria Wiedemann *27.6.1886 Unterdorf, Saratow, (+ 6/1966 Kasachstan). Das Paar hatte 7 Kinder. Viele aus der Familie sind 1938 von den Konterrevolutionären erschossen worden.
Ihre Eltern sind Philipp Wiedemann aus der Kolonie Dönhof, + 1902 Unterdorf, und Maria Katharina Steinbrecher aus Unterdorf, Saratov an der Wolga. Maria Katharina starb 1941 in Gering, Scotts Bluff, Nebraska, USA.
In Scotts Bluff wurde eine Zuckerraffinerie gebaut und ab 1910 wurden viele Arbeitnehmer aus den Wolgagebieten angeworben. Diese Menschen waren harte Arbeit gewohnt. Namentlich genannt werden Steinbrecher aus Unterdorf und Wilhelm.
Die Familie Wiedemann stammt vermutlich aus Spöck bei Karlsruhe und und wanderte im Mai 1761 nach Schleswig (damals Dänisch) mit Frau und zwei Kindern. Sohn Martin lebte 1775 in Grimm, Saratov. Die Familie Steinbrecher kam ursprünglich aus Langgöns bei Gießen in Hessen und siedelte  direkt in der Kolonie Dönhof, gegründet am 21.7.1766 als lutherische Kolonie. J. David und Adolph Steinbrecher kamen zu unterschiedlichen Zeiten über Flensburg und Lübeck nach Dönhof: Adolph ging bereits 1762 nach Flensburg, damals ebenfalls Dänisch und wird daher ersteinmal mit Herkunft Dänemark benannt. 1765 verlässt er diese Gegend, um mit Frau und sieben Kindern 1766 in Dönhof anzukommen. J.David reist im Mai 1765 in Lübeck ab und trifft im Juli 1766 in Dönhof an.
Dönhof auch : Alt-Dönhof, Alt-Gololobowka, Denhoff, Doenhof, Dönhof, Dönnhof, Gololobovka, Gololobowka, Vysokoye
Kirchlich gehörte Dönhof erst zu Grimm, bevor es eine eigene Kirche erhielt, erbaut 1834.

Um 1850 war die Bevölkerung sehr stark angewachsen, so dass man sich nach Rosenberg und Unterdorf wandte. Des weiteren zogen Dönhöfer 1889-1881 in die Kolonie Podsosnovo in Sibirien.
Foto : Maria in Nebraska

X.

Deren Tochter Anna *5.6.1924 Majorowska, + 2014 Walldürn, Baden-Württemberg, Deutschland
00 Heinrich Ogel *1927 Majorowka.

In dem Zeiten der Wirren 1937/8 wurden viele junge Männer aus Majorowka verhaftet und erschossen, am 1.1.1943 wurden 30 Einwohner in das La­ger Bet­schews­ker Nr. 447 der Tru­d­ar­mee nach Si­bi­ri­en zur Zwangsarbeit ver­frach­tet.


Karaganda - Stadt:

Die Großstadt Karaganda in Kasachstan ist die größte Provinzhauptstadt des Archipels Gulag. Eine „Schachtarbeiterstadt“, wie es auf Sowjetisch hieß, „die ihre Existenz der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution verdankt“. Vor 1917 war hier Nomadenland. Sary Arka, Goldene Steppe, nannten es die Kasachen, für ein sesshaftes Dasein schien es ungeeignet. 50 Grad Hitze und 50 Grad Frost, begleitet von orkanartigen Winden, das kann ein Mensch auf Dauer nicht aushalten.

Bereits 1833 hatte man unter der Grasnarbe Kohle gefunden, russische Unternehmer, später ein britisches Konsortium hatten ein wenig daran gekratzt. Das riesige Ausmaß des Kohlebeckens entdeckten erst Lenins Geologen, und mit Stalins „Industrialisierungsschlacht“ begann die Ausbeutung großen Stils.
1930 wurde die Eisenbahntrasse von Westsibirien nach Süden fortgeführt, Kulaken waren die Bauleute. Verschleppte Bauern aus der Ukraine und dem westlichen Russland, die im Zuge der Kollektivierung enteignet und verschleppt wurden, waren auch die ersten Siedler. „Wohnt, wie ihr könnt!“, hieß es. Also gruben sie sich in die Erde ein, viele überlebten den Winter nicht. Trotz der hohen Sterblichkeit hatte Karaganda bereits 1934 die für eine Stadt erforderliche Zahl von 125.000 Einwohnern.
Immer neue kamen hinzu: Opfer der Stalinschen „Säuberungen“, 1937 die koreanische Minderheit aus der Gegend von Wladiwostok, nach dem Hitler-Stalin-Pakt 1939 Ostpolen und Balten, im Zweiten Weltkrieg gefangene Finnen, Deutsche und Japaner, Angehörige der als unzuverlässig geltenden Völker wie Tschetschenen, Krimtataren, Inguschen. Der größte Zustrom erfolgte im Herbst 1941, als auf Befehl des Obersten Sowjets Deutsche von der Wolga, aus der Ukraine und dem Kaukasus – unter dem bizarren Vorwurf, sie wären Spione und Diversanten für Hitler – hinter den Ural verschleppt wurden, Zehntausende von ihnen nach Karaganda. 
Das Gebiet Karaganda ist mit Abstand der größte Verwaltungsbezirk Kasachstans. Optisch wird dieser Eindruck verstärkt durch die schier unendliche Steppe, die sich von einem zum anderen Himmelsrand zieht, mal flach, mal wellig, mal mit versprengten, teils sogar bewaldeten Felseninseln. Dieses so genannte kasachische Hügelland ist eine nach Südosten leicht ansteigende Hochfläche, in deren Tiefen zahlreiche Bodenschätze wie Steinkohle, Eisenerz, Kupfer, Uran und Gold ruhen. Gerade aufgrund Bodenschätze war das Gebiet Karaganda zu Sowjetzeiten als eine der wichtigsten Regionen für die Industrialisierung ausgewählt worden. Die Stadt Karaganda, heute Gebietshautstadt wurde in den dreißiger Jahren speziell für die Verwaltung dieser Arbeiten errichtet, der Abbau von Kohle und Erzen in dieser klimatisch extremen Region wurde damals größtenteils durch Zwangarbeit möglich gemacht. Die Überreste der Lager können noch heute besichtigt werden. Das Gebiet ist ein der wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen des Landes, inzwischen setzt man auch auf die Verarbeiterung der geförderten Rohstoffe.
Das Gebiet Karaganda hat mit dem Nordufer des Balchasch-Sees, den bewaldeten Steppenbergen von Karkaralinsk, der Oase von Schartas auch landschaftliche Sehenswürdigkeiten zu bieten. An einigen Orten wird im Winter noch die Fuchsjagd mit dem Steinadler praktiziert – ein unvergessliches Erlebnis.


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