Mittwoch, 24. Mai 2017

Familie Hunger aus dem Winkel zwischen Drage und Netze in Großpolen


Die Landschaft Großpolen (Polonia maior, Wielkopolska) bildet den historischen Kern Polens. Nach der Gründung der 1. Polnischen Republik im Jahr 1569 wurde eine Großprovinz namens Großpolen geschaffen. Wielen, deutsch Filehne, ist eine Stadt- und Landgmeinde im Powiat Czarnkowsko-Trzcianecki (Scharnikau-Schönlanke) in der polnischen Woiwodschaft Großpolen. Im Jahre 1108 wird Filehne erstmals erwähnt. Filehne war ursprünglich eine auf einer Insel in der Netze gelegene Grenzfestung der Pommern.

Die erste Besiedlung deutscher Bauern erfolgte in der Mitte des 12. Jahrhunderts, dichte Wildnis herrschte früher hier, nur wenige Siedlungen lagen links und rechts der Netze. So soll es zwischen den Jahren 1245-1395 sieben Siedlungen und drei Burgen in der Gegend gegeben haben.

Es folgte weiterer Zustrom im 16. Jahrhundert durch Menschen meist niederdeutschen Stammes. Die allerwichtigste lautliche Veränderung in den deutschen Mundarten ist die sogenannte zweite Lautverschiebung. Die Linie, die Hochdeutsch und Niederdeutsch trennt, führt zwischen Driesen und Schwerin, zwischen Filehne und Birnbaum, zwischen Goslin ud Posen her, derart, dass Filehne, Obersitzko, Obornik, Goslin, Pudewitz, Kostschin, Wreschen und was nördlich davon liegt nordeutsch sind, während Schwerin, Zirke, Wronke, Samter, Buk, Posen, Kurnik, Schroda, Miloslaw und was südlich davon liegt hochdeutsch sind.

Gut Wielenskie holte im 16. Jahrhundert neue Kolonisten in die Dörfer, diese sollen aus Brandenburg, den Niederlanden und Pommern gekommen sein. In den 1580ern kamen "Oleder" in die Feuchtgebiete.

Die Art der Anlegung geschah nach Beschaffenheit des Landes und durch Gründung von Schulzen- oder Holländerdörfern. Schulzendörfer waren höher gelegen und bewaldet, z. B. Drensen, Eichberg, Grünfier, Hansfelde, Kotten und Selchow (gegr. 1580 mit 6 Kleinbauern). In ihrem Zentrum liegen der Markt und die Kirche, die Bewohner waren Lokatoren (freie Unternehmer) Eigentümer.

Die Holländerdörfer - polnisch Olandrowie, entstanden in den sumpfigen und von Fließen durchzogenen Gebieten, wie Lokacz/Lukatz im Jonnenbruch, Erbardorf, Follstein, Ludwigsdorf, Mariendorf und Neuhöfen im Netzebruch. Holländerdörfer sind langgezogene Dörfer, die erst später Dorfcharakter entwickelten. Die Männer waren in einem Hauländerstand und agierten als Gemeinschaft. Verschiedene Grundherren hatten hier Privilegien ausgestellt, welche das Verhältnis zwischen Grundherrschaft und Holländern verbriefte. Für Lutheraner gab es eine Religionsfreiheit. Die Grundstücke wurden erblich und gegen Zahlung eines jährlichen Erbzinses überlassen.

Die letzten beiden gegründeten Holländereien waren um 1700 Lukatz und 1714 Ludwigsdorf.  **

Nach und nach erfolgte eine Gleichstellung zu den Schulzendörfern. 1777 begann die Siedlergattung der "Holländer - Hauländer" zu schwinden. Filehne/Wielen war Verwaltungssitz und Pfarrei.

Die Grafschaft Czarnowski hatte Land auf beiden Seiten des Flusses Netze/Notec, somit war die Wanderung der Untertanen der Czarnowski's über die Netze keine Seltenheit. Sie entwässerten den ehemaligen undurchdringlichen Sumpf und gewannen weite üppige Wiesen und fruchtbare Felder einer Landschaft, die von zahlreichen Einsenkungen mit Torfmooren, Seen und Fliessen durchsetzt war. Aber es gab auch reiche Sandflora mit sandigen Höhen mit Kiefern bewachsen, während in den tiefer gelegenen, feuchten Gegenden gemischtes Laubholz wuchs.

Die Drage entspringt im Kreis Neusettin in der Provinz Pommern. Sie durchläuft mehrere Seen und kleine Fließe, bis sie am Dragekrug vorbei zwischen den Holländereien Neubelitz und Sophiendorf  auf dem Provinzialgrenzzuge in die Netze mündet.
 
Bereits in altpolnischer Zeit, im westlichen Teil der Provinz Posen im Landkreis Filehne/Wielen, lebten seit dem Beginn des 17. Jahrhundert ein Teil meiner Vorfahren, die Familie Hunger.

Eine Genealogische Ausarbeitung für den Raum Wielen von 1789 durch Pastor A.J. Rontz liegt im Archiv in Posen. Es zeigt Verbindungen auf, die durch verlorene Kirchenbücher sonst nicht mehr benennen können:A. J. Rontz, "Genealogia wszystkich familii Parochii Wieleñskiej". Pastoren in Wielen:



 


















Originales Kirchenbuch Wielen im Archiv in Posen:
















Maciej Hunger ,  Olenderczyk



1)

Maciej (Mathias)  *1617 in Zamoście (ein untergegangener Ort südlich der Netze bei Peckowo), war ein angesiedelter Kolonist im Holländerdorf zwischen Drage und Netze (auch genannt Olendry, Nähe Sophiendorf, adeliges Dorf an der Drage, nebst einer ev. Kirche mit 70 Feuerstellen. Gelegen an der oberen Poststrasse von Filehne nach Driesen in der Neumark. Diese Gegend war zu dieser Zeit ein einziger Matsch.

Die Eltern von Maciej waren Joannis und Justina Hunger (polnisch Głodowski)
 
Seine Erwähnung findet sich u.a. in seinem Heiratseintrag am 09.01.1667 im katholischen Kirchenbuch Wielen.

Seine Ehefrau ist Hedwig Dumke *1638 in Selchow (Zelichowo). Dumke, Dymek, Tymek sind niederdeutscher oder pommerischer Abstammung. Hedwig, muss vor oder in 1679 verstorben sein, denn 1679 schließt Mathias eine neue Ehe mit Marianna Sturm.

Hedwigs Vater war Lucas Dumke *1602 Selchow, verstirbt in Selchow. Ihre Mutter war Dorothea N.N. Dumke's waren seit der Ortsgründung als Vorwerk dort bereits ansässig. Selchow - Selchau, adelisches Dorf und Vorwerk nebst einer Wassermahl- und Grütz-Stampfmühle mit seinerzeit 43 Feuerstellen, an der Landstrasse nach Schloppe gen Norden und Driesen in der Neumark im Süden. Selchow erscheint bereits 1446 im Posener Grodbuch, fiel dann dem großen Dorfsterben um 1500 zum Opfer und wurde von der Herrschaft Filehne 1564 als Vorwerk mit 4 Kossätenfamilien neu gegründet. Nicht zu verwechseln mit dem Nachbarort Selchowhammer. Ihre Vorfahren waren bereits im späten Mittelalter dort Fischer.


2)

Kinder von Mathias und Hedwig sind:


Katharina  *1670 Olendry, + Olendry, 00 1695 Wielen, Joannes Schulz, *1670 Jedrzejewo,/Putzig,

Anna *1674 Olendry, +  Selchow, 00 1699 Wielen, Bartholomäus Bart (Bartek), ein Fischer aus Selchow,

Joannes *1676 Olendry, + Alt Latzig (Stare Laski, genannt Laski), Vorwerksgründung 1638 ,
00 um 1702 Wielen, Katharina N.N.


3)

Kinder von Joannes und Katharina :

Michael *1703 Olendry, 00 1730 Wielen, Katharina Dumke, *1707 Selchow,
+ 1799 Helst (Chelst) , (Eltern Martin Dumke und Anna Stach),

Katharina *1703 Olendry

Marianna *1711 Laski,  + 1766 dto,
00 1736 Wielen, Michael Schulz *1705 Olendry, (Eltern Johann Schulz und Katharina Hunger (s.o) ),

Laurentius (Lorenz) *1713 Laski, + Huta, das spätere Glashütte,
00 1752 Wielen, Catharina Bekius (Bekies) * 1729 Huta, + 1762 Huta.

(Ihre Eltern Chrisoph Bekuis, + Katharina Buk *1700 Zirkau (Sierakow).

Laurentius war insgesamt 3 x verheiratet



4)

Kinder von Laurentius und Catharina :

Jacob *1753 Huta,
00 1) 1783 Zaryn, Marianna Bedelmann *1760 Selchow, + 1792 Huta,
00 2) 1793 Wielen, Anna Nawrot,+ Huta,
Magdalena *1755 Kienwerder,
Martin *1757 Huta, 00 1785 Wielen, Regina Zagorska *1762, + 1832 Huta,
(Ihre Eltern Adalbert Zagorski, Pelzhändler und Kürschner, und Hedwig Kube, + 1789,)
Helena *1762 Huta,
00 1780 Wielen, Joannes Rosanke (Rozanek) *1746 Huta,



Lukatz+Glashütte

1701 wurde vom Grundherrn von Filehne, dem Fürsten Saphieha, im Winkel zwischen Drage und Netze, 2 km von der Dragemündung entfernt, ein Dorf angelegt, welches den Namen Saphieadorf erhielt. Der erste Schulze wurde Jakob Wernicke, ein Schulzensohn aus Selchow, bekam den Auftrag in dieser Holländerei mit 16 Hufen mit Bauern zu besetzen.Im Dorfbuch von 1702+1703 wurden als Geschworene Peter Arndt, Andreas Sahr und Matthias und Jakob Wegner genannt. Aus Waldlaub wurde Pottasche gewonnen und jede 4. Tonne an das gräfliche Schlosse in Filehne abgeliefert. Die Siedler waren durchweg evangelisch und erbauten 1707 ihre erste Holzkirche, in der der Pfarrer von Eichberg Gottesdienst abhielt. 1742 waren 42 Wirte vor Ort.Wann Sapiehendorf den Namen Lukatz (Knie oder Dorf im Winkel - Netze Drage) erhielt, ist nicht bekannt.Der Dorfteil an der Drage hieß bald Dragelukatz, die Dorfreihe südlich des Lukatzer Sees (entstand um 1750) wurde Buschlukatz genannt.

1709 entstand eine Glashütte, es kamen Arbeiter aus Böhmen, 1716 wurde der Ort Huta als Holländerdorf gegründet, ein ordentliches Privileg ist nie ausgestellt worden. Jeder Siedler sollte ein Stück Bruchland in der Nähe des Selchower Fließes von ca. 7,5 ha erhalten. Für jede Parzelle war ein Kaufpreis von 90 Tinfen in 2 Raten zu zahlen. Nach 3 Freijahren betrug der jährliche Grundzins 20 Tinfe. Zudem wurden Hofdienste für die Herrschaft verlangt. 1742 kamen weitere Familien dazu: 10 Familien aus dem Brandenburgischen, 10 aus der Herrschaft, 6 aus den Nachbargemeinden, 1 weitere aus Böhmen, 1773 214 Menschen (43 Bauern 3 Einlieger), allerdings noch keine Freibauern, sondern noch dienstbare Zinsbauern. Die Glasbläserei wird 1773 nicht mehr erwähnt und ist vermutlich eingegangen. Durch die Separation verdoppelte sich die Gemeindefläche und ließ ein leistungsfähiges Bauerndorf entstehen. Somit saßen die Wirte auf eigener Scholle und waren zu keinem Herrendienst mehr verpflichtet. Mit viel Mühe war aus Bruchland guter Wiesenboden geschaffen worden. So konnte die Viehzucht aufblühen. Später gab es eine eigene Molkerei. Da das Dorf zur Zeit der Gegenreform  gegründet wurde, gab es für die Protestanten kein Kirchenprivileg und diese besuchten die Kirche in Eichberg oder Ehrbardorf. Später baute die Gemeinde ein Fachwerkhau als Bethaus ohne Turm und jegliche Verziehrung, welches noch 1945 bestand.
 
Um 1939 gab es 39 Bauern mit einer durchschnittlichen Hofgröße von 20 ha. 1945 starben 12 Menschen (darunter mein Großonkel väterlicherseits), Die Mühle wurde demontiert.








 





5)

Kinder von Martin und Regina Zagorska:

Marianna *1788 Huta,
Anna Elisabeth *1791 Huta,
Mathäus *1793 Huta, + Glashütte,
00 Anna Maria Elisabeth Teske *1795 Kienwerder, + 1895 Glashütte,
(Eltern Martin Teske und Anna Maria Sommerfeld aus Kienwerder, Teske gehörte ebenfalls zu den ersten Siedlern in Olendry, erster bekannter Teske heiratet 1687in Wielen. Dieser Name ist in der Umgebung stark verbreitet. Dto. gilt für Sommerfeld).
Christian Michael *1799 Huta,

1827 war Mathäus Eigentümer und Landwirt in Kienwerder. Seine Religion war katholisch, die seiner Ehefrau Anna Maria Teske evangelisch. Die beiden verstarben in Glashütte. Die vielen Kinder wurden evangelisch getauft und konfimiert.







6)

Mathias *1817 Kienwerder, 00 1842 GH, Ernestine Nierenz, *1815, + 1872,
Mark *1818 in Kienwerder , Konfimiert 1832 in Lukatz,
Carl Friedrich *1819 Kienwerder,
Christine *1820, + 1825 Kienwerder,
Christoph August *1820, + 1821 Kienwerder,
Johanne Luise *1822 Kienwerder, konfimiert 1836 in Glashütte,
Henriette *1823 Kienwerder, konfimiert 1837 in Glashütte, 3 x verheiratet,
Johann Gottlieb *1825 Kienwerder, 00 1849, Henriette Petrich,
Johann Ferdinand *16.04.1827 Glashütte, 1852 Arbeitsmann in Kienwerder, 1892 genannt als Eigentümer, Einlieger, Landwirt und Arbeitsmann in Glashütte, + 22.08.1896 Glashütte, Geburtsort evtl. falsch angegeben und  Kienwerder,
00 04.01.1852 Klein Lubs, Eintrag im KB Eichberg, Ernestine Wilhemine Lisette Schering *1829 in ?,  1852 Aufenthaltsort Kienwerder, + Glashütte nach 1889,
(Ihre Familie vermutlich Christoph Schering aus Twist im Ermsland *1700 , Zeuge 1742 im Holländerdorf Ludwigsdorf bei Filehne, eine Elisabeth Schering *1725 00 3 x in Ludwigsdorf und Follstein, ein Christian Schering *1742 in Ludwigsdorf, Pate Christian Bräuning, ein Georg Josef Schering ist 1795 EW in Glashütte. Leider fehlt noch der genaue Zusammenhang),
Johann Michael *1828 Glashütte oder Kienwerder, 00 1855 Eintrag KB Eichberg, Ernestine Wilhelmine Priem, *1832 Neuendorf, gehen nach Wolhynien, dann USA, Tochter Auguste Bertha später nach Oregon, USA,
Caroline Friederike *1831 , + 1833 Kienwerder,
Carl Friedrich *1833 Kienwerder,










Kienwerder:

Die Entstehung des Dorfes Kienwerder ist nicht ganz klar, vermutlich durch Abtrennung des ehemaligen Gutes Koppenhof, ehemaliger Besitzer der Oberstleutnant von Kopp. 1805 wurde das Grundstück neu parzelliert und an 12 Kolonisten verkauft. 1816 gab es bereits 66 Einwohner und 1867 einen Höchststand von 383 Personen, 1930 362 Personen. Die Menschen arbeiteten ausser der Landwirtschaft bei der Bahn (Kreuz Bahnhof sollte ursprünglich Dragemünde heißen), in der Molkerei oder im Sägewerk und der Forstwirtschaft. 1945 starben 5 Personen durch eigene Hand und 5 Personen wurden erschossen. Es war ein besonders kalter Winter. Das Schicksal der Verschleppten ist unbekannt.


7)

Kinder von Johann Ferdinand und Ernestine :

Totgeburt */+ 04.04.1855 Kienwerder,

Auguste Marie *geschätzt 1860 Kienwerder, 1889 Dienstmagd in Glashütte
(2 uneheliche Kinder Julius Fritz *31.1.1885 und Anna Louise *8.3.1889),

Herman Adolf *15.07.1865 Gut Koppenhof, Drage, Arbeiter, + Glashütte,
00 1) 27.01.1892 Glashütte,  
Bertha Hermine Emilie Jakobeck *04.02.1867 Schöneberg bei Driesen, Neumark, Brandenburg,
+ 30.09.1900 Glashütte,
(Ihre Eltern Casimir Jakobek *1836 Schneidemühlchen (Pilka),  + vermutlich in Ernstdorf bei Berlinchen in der Neumark und Marie Louise Auguste Graß *26.3.1844 in ? , + 24.9.1873 in Schöneberg,Friedeberg,)
00 2) 16.02.1901 Glashütte, Martha Louise Anna Hunger (Großcousine von Hermann) 
*13.09.1878 Glashütte, + 1930 Glashütte,
(Ihre Eltern Berthold Albert Hunger und Franziska Bark aus Glashütte, beiden haben 4 gemeinsame Kinder.
Bertha Louise *1868 Glashütte, 00 1897 Kreuz, August Robert Kroll *1866.



Ev. Kirche Eichberg. Eichberg war ein adeliches Dorf und seinerzeit 34 Feuerstellen, nahe der alten Heerstrasse von Filehne zu Stadt Schlope,




8)
Kinder von Hermann und Bertha:

Ida Hedwig * 09.10.1892 Glashütte, 00 1915 Glashütte, Max Eduard Mielke, *25.05.1891 Selchowhammer,
Ida Louise *28.09.1893 Glashütte, + 27.05.1953 Rüdersdorf bei Berlin, beerdigt Kolonistenfriedhof,
00 1) 25.07.1920 Glashütte, Paul Adolf Johannes Zapik, *22.08.1892 Corda,  + 14.06.1924 Landsberg,Warthe, Krankenpfleger im 1. WK, dann Eisenbahnarbeiter, starb an Lungenkrankheit, 
00 2) 07.04.1934 Kreuz, Daniel Herold, *1882 Klöstitz, Bessarabien, + 1959 Rüdersdorf s.o.
Heiratseintag # 18, Zeuge Johann Herold, 56 Jahre aus Kienwerder und Karl Wendland 45 Jahre aus Kreuz, AufgebotsNr.13, Abschrift aus dem Hauptregister,
Otto Hugo *15.10.1894 Glashütte,
Georg Hermann *21.01.1896 Glashütte, + 24.12.1898 Glashütte,
Emil Reinhold *7.1898 Glashütte, 23.12.1898 Glashütte,
Olga Frieda *20.8.1899 Glashütte,
Artur Bruno *30.09.1900 Glashütte, + 19.01.1901 Glashütte,

Kinder von Hermann und Martha Louise Anna :

Gustav Albert *30.1.1908 Glashütte, + 10.11.1975 Fredersdorf bei Berlin,
00 1934 Kreuz, Johanna Öckert, *1913 Klein Lubs, (haben 2 Kinder),

Wilhelm Herman * 03.02.1908 Glashütte, + 16.04.1909 Glashütte,
Margarethe Charlotte Johanna *24.05.1910 Glashütte,

Hugo *28.02.1912 Kreuz, + 13.05.1961 Spiekershausen, Niedersachsen,


Kreuz:

Auf der Feldmark des Dorfes Lukatz entstand der Ort Lukatz-Kreuz, denn 1851 war die Teilstrecke Lukatz-Schneidemühl eröffnet worden. Später genannt Kreuz (Ostbahn). 1888 wurde nach dem großen Hochwasser samt Überschwemmungen ein Straßendamm von Kreuz nach Dratzig gebaut. Kurz vor dem ersten Weltkrieg wurde dieser Straßendamm durch den Bau einer Überführungsbrücke über das Eisenbahngelände nötig. Durchgeführt durch die Eisenbahndirketion Bromberg. Es folgte der Ausbau des Stadtkernes und die Straßen erhielten neues Pflaster bis zur Drage und der Nachbargemeinde Dragebruch. Eine neue Brücke über den Dragefluss bei Neubeelitz besserte die Verbindung nach Alt- und Neubeelitz im Kreise Friedeberg.

Zum Bahnhof mit seinen erweiterten Anlagen kam es nun ein Bahnbetriebswerk für kleinere Instandsetzungen am rollenden Material der Staats- später Reichsbahn. Hier war mein Großvater Schmied.

Als weiteren Arbeitgeber gab es eine Stärkefabrik, 2 Sägewerke, eine Holzwollefabrik. 1911 gab es Versorgungsleitungendes Märkischen Elektrisitätswerkes in Landsberg. 1912 wurde der Lukatzer See von der Herrschaft Filehen angekauft und eine Schwimmanstalt "Kaisersee" errichtet. Nach dem ersten Weltkrieg wurde ein Festplatz eingerichtet. Die Straßen nach Dragebruch und zum See wurden mit Lindenbäumen gepflanzt. Auch wurden Anschlussgleise zu den Fabriken angelegt.

Nach dem ersten Weltkrieg und der neuen Grenzziehung kamen viele Menschen z.B. aus der abgetretenen Stadt Filehne, so das der Wohnraum knapp wurde. Der Wohnungsbau war jedoch nicht nennenswert in Gang zu bringen, so daß auch zu Baracken als Notbehelf übergegangen werden mußte. Diese 5 Baracken wurden von der Gemeinde in der Dragestrasse von der Reichsbahn angekauft, da die Zollbeamten inzwischen in die neu erbauten Häuser der Wilhelm- See- und Dratziger Strasse untergebracht waren. Neubauten gab es in der Drage- Garten- und Körnerstrasse, welche aber nicht ausreichten.

Die Kreissparkasse setzte sich in der Wilhelmstrasse an, daneben das Zentralhotel. 1936 erhielt Kreuz die Stadtrechte. Zwischen 1929 und 1933 war die Arbeitslosigkeit drastisch angestiegen. Viele Familien lebten nur von Arbeitslosen- oder Fürsorgeunterstützung und verelendeten immer mehr. Kurz darauf ist meine Familie abgewandert.

Viele Menschen aus Kreuz sind 1945 von der Reichsbahn in den Raum Grimmen in Mecklenburg verbracht worden.



Sie kamen als Kolonisten, lebten meist als Landwirte, seit Beginn der Industriealisierung auch als Arbeiter, durch Errichtung des Eisenbahnknotenpunktes als Eisenbahnarbeiter (Schaffner, Gepäckträger usw.). Spätestens nach Kriegsende 1945 haben alle die Heimat verlassen.


Erst Huta, dann Glashütte, dann Huta Szklana. Adeliches Dorf mit seinerzeit 33 Feuerstellen, nebst ev. Kirchenfiliale zu Eichberg, an der alten Poststrasse nach Driesen/Neumark.





In Deutschland kam am 01.07.1922 ein Ostmarkengesetz zum Abschluss, das eine neue Provinz mit der Bezeichnung "Grenzmark Posen-Westpreußen" aus der Taufe hob. Der Oberpräsident war in der kleinen Stadt Schneidemühl angesetzt. Dieser Provinz war nur ein sehr kurzes Leben beschieden und sie wurde am 01.10.1938 wieder aufgelöst.
 

In diesem Zeitfenster, im Jahr 1933, wurde dort mein Vater geboren. Seit Jahrhunderten lebten hier Familien seiner Mutter, meiner Großmutter. Ihre Namen kenne ich nur aus den Kirchenbüchern, sie klingen fremd. Oma war 1924 bereits Witwe mit drei kleinen Kindern. Ihr erster Mann war Bahnarbeiter an der Ostbahn in Kreuz, einem wichtigen Bahnknotenpunkt auf der Strecke Berlin/Königsberg in Ostpreußen und er starb 1924 an den Folgen des 1. WK.

1928 lernte meine Großmutter dann meinen Großvater in der Nachbarschaft in Kienwerder kennen. Sie hatte drei, er vier und gemeinsam gab es dann noch drei Kinder. Das allerjüngste ist mein Vater. Geheiratet wurde erst 1934, als die Waisenrente der Kinder aus erster Ehe nicht mehr geleistet wurde.


Die beiden jüngeren Kinder Wilhelm und Olga aus der ersten Ehe meines Großvaters, der 1928 gerade aus der Gefangenschaft aus Russland gekommen war, lebten bei der Mutter im Ruhrgebiet und wollten nun ihren Vater besser kennen lernen, besuchten ihn auch in Kienwerder. Wilhelm und Olga lebten im Gegensatz zu den beiden älteren noch zu Hause und verstanden sich nicht mit dem Stiefvater. Ihnen gefiel es in Kienwerder. Dort lebten nun ihr Vater mit der zweiten Ehefrau, die sie liebevoll aufnahm, und sein Bruder mit Familie.


Wilhelm lernte bei diesem Besuch seine spätere Frau kennen, seine Schwester Olga war 1935 in einem freiwilligen Sozialen Jahr bei Landsberg an der Warthe und lernte dabei ihren späteren Mann Heinrich kennen. Dieser war dann auch Trauzeuge bei der Hochzeit von Wilhelm in 1935 in Kreuz. 



Dies ist das einzig vorhandene Foto meiner Familie aus der Heimat im Netzekreis. Links sitzend meine Großmutter, links von ihr mein Onkel Gerhard, auf ihrem Schoß, das Gesicht nach rechts abgewandt, mein Vater. Aufgenommen vor den alten, nun abgerissenen Arbeitsunterkünften in der Nähe des Bahnhofes in Kreuz um 1935.



Dann ergab sich die Möglichkeit im Kalkwerk in Rüdersdorf bei Berlin angestellt zu werden und man verließ für immer diese Region.



Weiteres über die Zeit in Rüdersdorf unter meinem Blogg :



http://wwwhaplogruppe-u5-europaeu-gudrun.blogspot.de/2016/02/unsere-heimat-1939-1959.html
 
 



http://www.netzekreis.de/

http://www.akrantz.pl/abwanderung.htm

http://www.ostbahn.eu/html/krzyz_pila.html

http://www.ostbahn.eu/html/gorzow_krzyz.html





Die Netze



Buch: Parochia Kottnensis, Das Untertanenbuch der Herrschaft Filehne vom Jahr 1742 von Peter von Gebhardt, Sonderdruck Grenzmärkischer Heimatblätter, 1. Teil 1930

Buch: der Netzekreis - Altpommersches Grenzland - von Paul Müller, im Herder Institut,.



Evangelisches Gemeindeblatt Ostbahn-Glocken für die Ortschaften Busch-Lukatz, Drage-Lukatz, Dratzig, Groß- und Klein Lubs, Kienwerder und Kreuz 1915:

29.08.1915 bei herrlichem Sommerwetter Gottesdienst auf dem Markplatz zum Andenken an die Schlacht von Tannenberg. Vereine waren mit Fahnen erschienen.

01.10.1915 Unsere Waffenbrüder im Felde, das Eiserne Kreuz erhielten der Fiselier Paul Hunger, Wehrmann August Jabbusch, Vizefeldwebel Fritz Teske, Landstrummann Gustav Teske, Krankenpfleger Fritz Zapik, Gefreiter Otto Zapik, Musketier Paul Zapik, Kanonier Alfred Zapik.

Eingezogen wurden aus Kienwerder : Emile Bläsing, Hugo Hunger und Kantor Zarbock.
Den Heldentod starben Lehrer Hahn, Hugo Hunger 12.11.1914 in Frankreich.





http://studylibde.com/doc/2246030/netzekreis-ahnen-druckversion-als

https://www.dilibra.com/core/attachment/23407-ebook-parochia-kottnensis-das-untertanenbuch-herrschaft-filehne-1742-pdf/


Seit 1959 hat der Kreis Husum die Patenschaft für den Netzekreis übernommen.



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