Mittwoch, 3. Oktober 2012

Holländische Kolonisten seinerzeit in Masowien



Im 18. und 19. Jahrhundert lebten in der Wojwodschaft Masowien an den Flüssen Weichsel, Bug, Narew und Warka - in den Auen und an den Deichen -niederländische Siedler, die ihren Lebensunterhalt u.a. mit Viehwirtschaft bestritten. Lange fand man als Beleg hierfür Häuser und Gehöfte in typisch niederländischer Siedlungsarchitektur. Bei der Ansiedlungsgründung erhielten die Siedler freie Hand was die Anzahl und Lage sowie die Architektur der Gebäude betraf.  Meist jedoch waren die Holzhäuser 24 Ellen lang und 14 Ellen breit, die Scheune 20 Ellen lang und 11 Ellen breit.
Die erste Örtlichkeit ist Kacza, später Kepa Kosku, dann Saska, welches bereits 1628 von Oleders besiedelt wurde, ratifiziert durch König Jan Kazimierz.
Die Kolonisten erhielten für 40 Jahre günstige Bedingungen vom Grundherrn, da diesem an einer Holländeransiedlung sehr gelegen war. Der Boden war meist sandig und somit von geringerer Qualität. Ausnahmen waren z.B. Nowy Kazun, Wilkow Nowy und Kepa Zawadowska. Es herrschte Religionsfreiheit und auch der Lehrer wurde von den mennonitschen Gemeinden bestimmt. Bei späteren angekündigten Beschränkungen der Verträge verließen die Holländer gerne ihr Land und suchten neue Freiheiten.
Die Orte entstanden durch Räumung von Gestrüpp sowie Rodung von Wäldern in direkter Nähe des Flusses. Danach wurde das Gelände vermessen und zugeteilt, geschlagenes Holz bis in die Stadt Warschau verkauft. Die dringlichste Aufgabe jedoch war das entwässern und die Kultivierung des ehemals ungenutzten Bodens. Es handelte sich meist um kleinere Höfe mit zersplitterten Grundstücken und weniger um größere Güter. Die Anlageform  des Dorfes war eine lineare Straßenführung und mehrere verstreute Gehöfte. Diese standen längst der Flussseite mit dem Wohnbereich nach Osten. Innen gab es Kamin und Räucher- und Backöfen mit einem extra Herd, oft mit Fliesen umgeben. Sehr oft wurden die Innenräume bemalt, als Motiv dienten z.B. Pflanzen oder Landschaften. Eingang zum Kuhstall erhielt man direkt aus den Bettkammern, aber nie direkt aus den Wohnräumen. Die Scheune war nach dem Stall angeordnet. Friesischer Baustil hatte alle Gebäude unter einem Dach, aber die Häuser waren in Winkeln miteinander verbunden. Als Bauholz kamen Kiefer, aber auch Pappel und Eiche in Frage. Umgeben von großen Obstplantagen und Gärten. Die Gehöfte waren sauber und gepflegt und spiegelten beeindruckend den Fleiß seiner Eigentümer wieder.
In diesen Dörfer strömten zu Beginn der preußischen Zeit deutsche Siedler nach. So hielt die evangelische Religion Einzug in ein bisher als fast vollständiges katholisches Gebiet und führte ständig zu Neugründungen von Pfarreien, die sehr ärmlich ausgestattet waren.
Die Niederländer schlossen die Pachtverträge auf Zeit  und wanderten stets in großen Wellen weiter in den Osten, wo sie noch bessere Bedingungen erlangen konnten. Ihre freiwerdenden Höfe wurden von einer zweiten deutschen Siedlungswelle – meist aus Preußen – etwa in der Zeit von 1800 - 1806 übernommen.
Um 1850 stoppten die Dorfneugründungen in Masowien, die älteren Orte behielten meist noch das alte niederländische Recht bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges.


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