Vorgeschichte:
Winter 1945:
die bereits im
Jahr 1941 aus dem Lubliner Raum in den Warthegau umgesiedelte deutsche Familie
Heinrich packte erneut, wie auch alle anderen Deutschen im Dorf Schneefeld bei Grätz.
Vor jedem Haus wurde angespannt, meist von den Frauen unter Hilfe
ihrer polnischen Knechte und Mägde, mit denen man die letzten 4 Jahre oft gut
ausgekommen war. Die Männer waren eingezogen worden und mein Großvater Andreas
Heinrich stand in Frankreich.
Meine Oma Helene Heinrich hatte mit Anfang dreißig bereits 5
Kinder und versuchte in der kurzen Zeit die ihr verblieb, das Wichtigste zu
organisieren: Kinder dick anziehen, Verpflegung für alle und dicke Federbetten,
denn es war bitterkalt. Die Papiere lagen fein säuberlich auf dem Bett im
Schlafzimmer und wurden dann in der Eile doch vergessen. Sie trug
selbst einen Pelzmantel, Pelzmütze und Stiefel.
Ihre ein paar Häuser weiter alleinlebende Mutter wollte parout
nicht mit und weigerte sich bis zur letzten Minute aufzusteigen, blieb stur in
Schneefeld zurück. Dafür übernahm Knecht Antek die Zügel und steuerte den Wagen
gen Westen. Angespannt waren 2 Perde, eines links, eines rechts der Deichsel.
Der Bürgermeister Herr Prüfer vorneweg und nach Reihe der Häuser
zog jeder Wagen an. Oft haben in gleichen Fällen die Bürgermeister oder
Pfarrer die Unterlagen der deutschen Orte oder die Kirchenbücher mitgenommen.
Einiges ist heute im Landesarchiv Berlin oder im Standesamt I in Berlin zu
finden – je nach Jahrgang. Vieles ging aber auch verloren und es würde mich
nicht wundern, wenn hie und da solche Dinge noch unbekannt privat gelagert
sind.
Es sollte gen Westen über Neutomischel/Nowy Tomysl in den
Raum Zossen/Zerbst im Reich gehen.
Nach geschätzten 30 km brach dem Leiterwagen der Familie Heinrich die
Deichsel. Der treue Antek machte sich sofort an die Reparatur, aber der Dorftreck
zog weiter. Als der Wagen wieder fahrbereit war, ging es dann alleine weiter.
Übernachtet wurde immer mal wieder in Schulen und Scheunen. Zwischendrin wurden sie von einem deutschen Soldaten gefragt wo sie hin wollten. Oma gab
versehentlich ein falsches Ziel an und man lenkte sie in eine andere Richtung.
Antek hatte beim Näherkommen an die Grenze deutlich gemacht, dass er nicht mehr
weiter fährt, weil es für ihn als Polen zu gefährlich war. Dem war ja auch so,
aber Oma war deshalb verzweifelt. Eines Morgens war er mit dem Wagen und
den Pferden verschwunden. Oma hatte ihn gebeten mit ihnen noch weiter zu
fahren, er wollte das nicht weiter diskutieren. Das Gepäck war ja vorher
bereits abgeladen worden und so saß man mit den Kindern und dem Gepäck
ersteinmal fest.
Später erfuhren wir auf Umwegen, das dieser treue Antek im
November 1945 mit eben diesem Wagen die UrGroßmutter und eine weitere Verwandte,
die nach dem Krieg in Schneefeld noch 3 Monate auf dem Dachboden versteckt lagen,
Richtung Grenze gefahren hat. Bei Angermünde wollte dann UrGroßmutter nicht mehr
weiter. Niemand hat sie jemals wieder gesehen. Diese Frauen waren erst alle in
dem Glauben, das man ihnen nichts tun würde. Schließlich waren diese deutschen
Familien seit Generationen in Polen, sprachen außer Deutsch natürlich auch
Polnisch.
An der Bahnstation halfen durchziehende deutsche Soldaten Oma
nun das restliche Gepäck zu verpacken und zu beschriften, es sollte bis
FFO und dort dann abgeholt werden. In FFO war das Gepäck natürlich nicht zu finden.
Eine ebenfalls auf der Flucht gewesene alleinstehende Frau mit Wagen und Pferd konnte nicht kutschieren und sie nahm die Familie auf ihrem Wagen mit bis Beelitz. Oma kutschierte. In Beelitz-Heilstätten war die Unterkunft vermutlich
die alte Lungenklinik.
Es war immer noch tiefster Winter, die Familie saß einige Zeit
fest. Ein Mädchen lieh Mutti ihren Schlitten. Als Flachlandskind konnte sie
diesen aber gar nicht lenken und knallte fest an einen Baum und schlug hart mit
dem Kopf an. Oma war irgendwann wieder unterwegs auf der Suche nach
Essbarem für die Familie und unfaßbar, da traf sie zufällig die befreundete
Familie Henkel aus Gildenau im Warthegau (Mann, Frau und die 15
jährige Tochter Klara). Diese Familie nahm Heinrichs dann später
auf ihrem Wagen mit und lud sie in Saarmund ab. Sie selbst fuhren aber
weiter. (war ihnen Saarmund zugeteilt worden ?)
So kam die Familie also nach Saarmund. Gleich am Ortseingang
konnten sie eine Nacht in der Gärtnerei übernachten. Der Sohn der
Gärtnersfamilie hatte sich gleich in die jüngste Heinrichtochter verliebt.
Hildegard, genannt Hilla, war sehr zart und süß.
Dann hat Oma sich am nächsten Tag im Ortsbüro von Saarmund gemeldet.
Der Bürgermeister nahm sich der Familie an und brachte sie privat unter bei der
Familie Bernecke. Er suchte die Familie Bernecke selbst auf und sagte zur Frau
Bernecke, das er eine alleinstehende ordentliche Frau und 3 Kinder gerne bei
ihr einquartieren würde. Kurz darauf kam er mit einer Frau und 5 Kindern an.
Frau Bernecke schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sagte: Meine jüte,
dat sind ja finfe. Herr Bernecke war Schmied und ein ruhiger, sympatischer
Mann.
Frau Heinrich und Frau Bernecke hießen beide mit Vornamen Helene
und verstanden sich dann gleich sehr gut. Sie gingen z.B. gemeinsam auf die
weiter weg liegenden Rieselfelder mit einem Handwagen Äpfel und sonstiges Obst sammeln.
Heinrichs bekamen ein Zimmer und die Kinder waren viel alleine, da Helene sehr
fleißig war und überall mit anpackte. Die schulpflichtigen Kinder stellten
fest, dass man in Saarmund viel weiter im Unterrichtsstoff war, als in ihrer
deutschen Schule in Polen. Aber die Kinder waren nicht dumm und hatten ohne
fremde Hilfe schnell aufgeholt. Zudem fehlten mindestens 6 Wochen Unterricht durch die Flucht.
Meine Mutter war die Älteste und auf der Flucht 9 1/2 Jahre alt.
So mußte sie nun oft nach der Schule die Aufsicht für die kleineren 4
Geschwister übernehmen. Der Lehrer Wahlich, ein Nazi, gab ihr einmal eine sehr
heftige Ohrfeige, wegen angeblich unentschuldigtem Fehlen, aber Helene Bernecke
hatte sie selbst wegen Angina bereits entschuldigt.
Als meine Mutter Frau Bernecke die Sache mit der Ohrfeige sagte,
ging Frau Bernecke zum Lehrer und hat ihn angeflucht. Das sah wohl lustig aus,
denn sie war eine sehr kleine, aber resolute Frau und er wiederrum ein großer
Mann. Im Mai 1945 wurde er abgeholt und ist seit dem wohl verschwunden. Seine
Tochter Ingrid wurde jedoch Mamas Freundin und wohnte gegenüber zu
Berneckes. Sein älterer Sohn hatte eine Freundin, die sich dann in einen
Russen verliebte und zu Gerede im Ort führte. Mutti war nach dem Verschwinden
des Herrn Wahlich oft dort im Hause zu Besuch.
Eine ältere Lehrerin, Frau Wiesenfeld, hatte selber Kinder. Wenn
die Schüler frech waren, wurden sie unter dem langen Rock durch gelegt und
verhauen. Eine andere, wohl sehr hübsche Lehrerin hat später einen Bauern
geheiratet, der mit einem Bein aus dem Krieg kam.
Familie Bernecke hatte zwei Töchter. Eine - Gertrud - war eine
verheiratete Koch, die in der Straße nach Rehbrücke wohnte, auf der linken
Seite im letzen kleinen Einfamilenhaus. Sie hätte gerne meine Tante Hildegard als
Schwiegertochter und Frau ihres Sohnes "Wölfchen" gesehen. Geworden ist daraus
nichts, obwohl der Kontakt über Saarmund hinaus ging. Frau Koch verstarb zu
früh im Alter von 52 Jahren an Krebs.
Die zweite Tochter Lucie war noch unverheiratet und lebte zu
Hause. Eine von beiden brachte Mama das
Stricken bei. Oma konnte nur spinnen und weben, ihre Vorfahren waren u.a.
deutsche Tuchmacher und Gerber, die in Polen ihr Glück suchten.
Meine Mutter hatte als Kind blonde Locken und braune Augen, war
zierlich, auch eine gute Schülerin. Dass sie aus einer Flüchtlingsfamilie kam,
ließ man sie nicht spüren. U.a. wohl, weil ihre Mutter eine sehr saubere
und sehr fleißige Frau war, die überall anpackte und mit 5 kleinen Kindern das
Überleben meisterte. Alle Kinder waren wohlerzogen, was ebenfalls den Respekt
untermauerte.
Und dann kamen die Russen nach Saarmund.
Mutti musste Anfang Mai 1945 für Oma noch schnell das Mutterkreuz in Silber im Aschekasten versenken.
Berneckes und Heinrich's saßen mit einem polnischen Arbeiter im
Keller, als ein Gewehr durch das Fenster blickte. Die Situation war kritisch,
denn man vermutete überall noch deutsche Soldaten. Der polnische Arbeiter rief
laut auf russisch, dass hier nur Frauen und Kinder säßen und wie ein Wunder
wurde nicht geschossen.
Heinrichs hatten ein großes Zimmer im Haus, ein weiteres bekamen
nun die Russen, getrennt durch eine Glastür, zur Einquartierung. Der einzige
Panzer im Ort wurde direkt vor dem Haus geparkt. Die Russen erhielten Besuch
von deutschen Mädchen aus der Umgebung und Frau Bernecke hatte berechtigte
Angst um ihre Matratzen. Ein gemeinsames Leben auf so engem Raum - da bleiben
gewisse Erlebnisse nicht aus.
Die Soldaten tranken Dinge, auch wenn sie nicht wussten was in der
Flasche war. Das war oft sehr gefährlich. Oder sie warfen Handgranaten in
die Nuthe um Fische zu fangen. Die Kinder haben dann weitere tote Fische gefunden
und nach Hause gebracht.
Ein Russe weinte und erzählte, dass die Deutschen seine Familie umbrachten und hat die kleinen Heinrich's auf den Schoss genommen.
Mädchen aus den Nachbarorten haben auf dem Panzer der immer auf
der Straße stand, gesessen oder sich in ihm aufgehalten. Die Saarmunder Mädchen
gingen woanders hin, um Kontakt mit Russen zu haben. Niemand wollte direkt
gesehen werden. Deutsche junge Männer gab es kaum. Dies ist wohl überall zu
dieser Zeit so gewesen. Im Westen gingen die jungen Damen bekannterweise zu den
Amerikanern.
Dass die Soldaten sich in allen Bereichen an den Deutschen und
ihrem Eigentum schadlos hielten war eine Folge der Handlungen deutscher
Soldaten in Russland. Das wurde später von den russischen Soldaten den
betroffenen Deutschen von Angesicht zu Angesicht oft genug erklärt. Russische
Soldaten wollten meine Großmutter einmal mitnehmen. Alle 5 Kinder waren dabei
und hängten sich schreiend an ihre Mutter, so daß man vom Mitnehmen absah. Ein
andermal war sie über Nacht verschwunden und die Kinder hatten extreme Angst.
Sie waren sich selbst überlassen. Oma kam am nächsten Morgen wieder und sagte,
sie hätte für die Russen die Kartoffeln schälen müssen.
Von einer durchziehenden, flüchtenden
deutschen Frau
hatte meine Mutter eine große wunderschöne Puppe bekommen. Sie liebte sie und
setzte sie auf das Bett. Jedesmal nach der Schule konnte sie kaum erwarten,
nach Hause zur Puppe zu kommen. Noch niemals im Leben hatte sie solch ein Geschenk
bekommen. Eines Tages war die Puppe weg. Mutti lief zu Oma und diese sagte scheinbar
mitleidlos, dass sie die Puppe einer Russischen Soldatin mitgegeben und dafür
Schuhe für ihre Schwester eingetauscht hätte. Mutti weinte bitterlich.
Eines Tages kam eine Gruppe russischer Soldaten mit vielen Kühen
als Beutegut auf dem Weg nach Osten vorbei und einer fragte die auf der Straße
spielenden Kinder, ob sie eine Frau kennen, die Kühe melken könne, denn die
Kühe brüllten sehr laut. Eine hatte besonders dicke Euter und konnte kaum auf
dem heute noch vorhandenen Kopfsteinplaster laufen.
Meine Mutter sagte sofort ja und lief schnell ins Haus. Oma
machte sich dann sofort an das melken der Kühe. Und das unglaubliche wurde war:
der Soldat überliess ihr die Kuh mit dem besonders dicken Euter, die die
Familie dann Frieda nannte und in einem kleinen Hinterhaus untergebracht wurde.
Sie gab 20 Liter Milch am Tag und sicherte fortan das Überleben der Familie.
Mit der Milch konnte Oma all das eintauschen, was ihnen fehlte: Geschirr,
Bettdecken, Kleidung und später sogar ein kleines Ferkel. Die Kinder liebten
die Kuh und brachten ihr Grass zum fressen. Sie waren immer mit Tieren
aufgewachsen und freuten sich unglaublich.
Alle Kinder des Ortes schwammen unbeaufsichtigt in der Nuthe,
was nicht immer ungefährlich war. Heinrichs brachten sich selbst das Schwimmen
bei, bauten alleine Köcher und fingen damit Krebse.
Die Kirche war in der unmittelbaren Nähe und gegenüber war eine
Diakonissenstation. Dort war eine nette Schwester mit blauem Kleid und weißer
gefalteten Haube. Hier konnte man sich aufhalten. Auch die Schule war nicht
weit, in der Nähe lebten nette Damen, zu denen meine Mutter ebenfalls gehen konnte.
Eines Tages erhielt meine Oma Besuch von ihrer Tante Helene (Oma's
Namensgeberin), der jüngeren Schwester ihrer in Polen gebliebenen Mutter. Deren
Mann war ebenfalls im Krieg und sie mit den beiden Kindern geflüchtet. Sie
wollte ihre Nichte dazu bewegen mit ihr zusammen wieder zurück nach Polen zu
gehen: „das hier ist nicht Unseres“.
Oma lehnte ab und sagte: dort werden sie böse zu uns sein. Tante
Helene ging mit ihren beiden Kindern tatsächlich zurück und man hörte, dass es
ihnen sehr schlecht gegangen sein soll. Ihre Tochter hatte rotes Haar und wurde
als roter Teufel verschrieen. Eines Tages kam aus dem Nichts auch ihr Mann
Adolf aus dem Krieg und suchte seine Familie bei Heinrichs. Der Schock war
groß, als er hörte daß diese nach Polen zurück sind. Wir wissen leider nicht,
wie es dieser Familie weiter ergangen ist.
Nach einem Jahr bei Bernecke im Haus an der Hauptstrasse zog die
Familie in das Gutshaus in der „Kolonie 1“ am anderen Ende des Ortes ins
Erdgeschoss mit einen großen Zimmer und Küche und mit einer Eckbank.
Die Kuh Frieda erhielt angemessen einen Platz im vorhandenen Stall rechts hinter
dem Gutshaus.
Essen gab es auf Marken, durch die vielen Kinder erhielt man
überdurchschnittlich viel Zucker. Was sollte man damit? Brot war gefragt. Der
Weg von der Kolonie zum Bäcker war nun wesentlich länger und die Kinder legten
ihn alleine zurück, standen lange an und nach Erhalt des dampfenden warmen
Brotes den Weg ohne es zu Kosten war eine Prüfung, der man nicht immer
standhalten konnte. Als ihre Mutter einmal nicht da war, wurde tatsächlich von einem schrägen Typen Brot aus dem Haus geklaut. Er sagte
noch: wat kickste denn so, Kleene, denkst de ik will euer Brot klaun? Und schwubs,
war‘s dann doch weg. Deshalb war das Gewissen besonders schwer belastet, wenn unterwegs
in das warme, dampfende Brotleib gebissen wurde.
Die Kolonie lag am Feld- und Waldrand. Mutti sammelte im Sommer
alle dort wachsenden Pilzarten, Beeren gab es im kargen märkischen Sand nicht.
Dafür Spargel. Mit großen Erstaunen sahen die Kinder die Köpfe aus dem Boden
wachsen. Sie sammelten Ähren und stoppelten Kartoffeln, nahmen den Handkarren und sammelten Holz und Fallobst
und trugen erheblich zum Überleben bei.
Oma ging einmal zum Tanzen in die Gaststätte "zur Stadt
Leipziger", heute ein verwahrlostes Gebäude. Sie saß am Tisch mit anderen
Landfrauen und wurde von einem ältern Herrn mit: „darf ich bitten“
aufgefordert. Leider wußte sie nicht was er damit meinte, diese Redewendung war
ihr gänzlich unbekannt. Dieser Herr soll gesagt haben, wenn Opa nicht aus dem
Krieg zurückkäme, er würde Oma auch gerne mit den 5 Kindern nehmen. Für Oma war
das keine Option.
Mit 12 Jahren, 1947, stand Mutti auf dem Weg am Gutshaus und sah
in 300 Metern Entfernung einen Mann kommen. Sie erkannte sofort ihren Vater,
das letzte Mal hatte sie ihn vor 4 Jahren gesehen. Sie drehte sich um und
rannte ins Haus und sagte zu ihre Mutter: ich glaube der Papa kommt. Oma war
riesig erschrocken. Er war es wirklich. Seine Gefangenschaft hatte er im
belgischen Bergwerk verbracht.
Allen Kindern, besonders den jüngeren, war er total fremd. Das Verhältnis
sollte nie ein Gutes werden. Zudem war er vorher
ein selbstständiger Bauer und Anhänger des alten Systems. Nun sollte er die Nuthe säubern
oder als Arbeiter auf einem Hof arbeiten. Später hat ein Bauer ihm seinen Hof
angeboten, da sein eigener Sohn mit einem Bein aus dem Krieg kam. Opa hat
abgelehnt. Möglicherweise war dies der
selbe Mann, der die o.g. junge Lehrerin geheiratet hat.
Mutti wurde manchmal Ohrenzeuge von heftigen Unterhaltungen ihrer
Eltern. Opa war wohl eifersüchtig und fragte Oma immer wieder aus. Sie ließ ihn
auflaufen. Er wußte, warum er diese speziellen Fragen stellte, war er doch
selbst nie ein Heiliger. Mutti ist dann immer schnell abgehauen und wollte keine Streitereien hören. Diese waren den Kindern fremd.
Zufällig verschlug es eine Flüchtlingsfamilie aus einem Heimatort
aus Polen nach Saarmund und diese wurden ebenfalls im Gutshaus untergebracht.
Sie hatten Kontakt zu einer Nichte von Opa, die dann von einer freiwerdenen
Siedlerstelle im Dorf Buchholz bei Serwest wusste. Die dortigen bisherigen
Siedler waren in den Westen geflüchtet. Opa sah den Traum von der
Selbstständigkeit kommen und bewarb sich. Zum Schrecken der Familie erhielt er
den Zuschlag. Alle weinten, niemand wollte von Saarmund weg. Auch den Vorschlag
in den Westen zu gehen, wollte meine Oma nie annehmen. Sie war von hin- und
her, Flucht, Umziehen, Entwurzeln, bedient.
Es half nichts, der Umzug wurde mit den Stimmen: 1 dafür und 6
dagegen besiegelt. Dies war beileibe kein guter Start.