Schönlanke, adeliges Dorf, (Weiß-) Mühle, Stadt und Vorwerk im ehemaligen Netzekreis
Am Schönlanker Mühlenfließ, südwestlich der Stadt Schneidemühl und nur wenige Kilometer westlich der Netze gelegen, soll die Gründung im 13. Jahrhundert erstmals nachgewiesen sein. Nicht durchgängig belegt, war das Dorf 1581 im Besitz der Hedwig Charnkowska und wurde als neu angesetztes Dorf genannt. Es entwickelte sich zum Marktflecken und erhielt 1671 das Privileg Jahrmärkte abzuhalten. Ab 1679 bezeichnete man das Dorf als Städtchen und es erhielt ein Innungsprivileg für das Tuchmacherhandwerk. Dies bestimmte in Zukunft die Entwicklung und 1731 erhob August II. es zur Stadt nach Mageburger Recht.
1734 siedelten sich in Schönlanke Juden an, die 1739 das Recht zur Ausübung ihres Glaubens und des Handels zugebilligt wurde. Sie machten die Stadt zu einem Umschlagplatz des Wollhandels. 1759 gab es innerhalt einer viertel Stunde an drei Stellen Feuer.
1762 entstand zum Dorf die Neustadt, zudem gab es ein Vorwerk der Grundherrschaft mit einem Brandhaus (Bier und Brandtwein). 1773 gab es über 200 Tuchmacher und wurde zu einem Zentrum an der Netze. Seit 1716 gehörte den Katholiken eine Pfarrkirche, ab 1775 ein evangelischer Bau. Ab 1772 Preußisch, kauft 1790 König Friedrich Wilhelm II. die Herrschaft Schönlanke seinem Besitzer Swinarski ab und behielt sie als Privatgut, welches von Schloppe aus verwaltet wurde. Kurzfristig, zur Zeit Napoleons (zwischen 1807-1815) war die Stadt zu dem Herzogtum Warschau gehörig und nach dessen Auflösung zur preußischen Provinz Posen zugeschlagen.
1777 gab es 6 Wochen lang verschiedene Feuer in der Stadt. 1783 war fast alles wieder aufgebaut und es gab 225 Tuchmacher in der Stadt, welche 15.390 Tuch herstellten und durch die jüdischen Händler abgesetzt wurden. Meist nach Hamburg und weiter in die USA oder nach Mecklenburg.
Zu dieser Zeit gab es 56 Feuerstellen von Dienstbauern im Dorf Schönlanke, welche das herrschaftliche Vorwerk bearbeiteten.
Im 19. Jahrhundert setzte der Niedergang der Tuchmacherei ein. Wurden 1816 noch mehr als 200 Webstühle betrieben, so bedeuteten die 1822 von Russland auferlegten Strafzölle für die Einfuhr von Textilien für die meisten von ihnen das Aus. Auch das Festhalten an der althergebrachten handwerklichen Fertigung und dem Innungszwang führten zum Untergang gegen die Konkurrenz der mechanischen Webstühle in den westlichen Landesteilen.
Die Stadt verarmte und viele der Tuchmachermeister wanderten in die damals russisch verwalteten und annektieren Städte aus. (Lodz, um Warschau und gar Kiew). 1888 beschloss die Innung der Tuchmacher und Leineweber zu Schönlanke ihre Auflösung.
Durch die 1851 eingeweihte Ostbahn kam von anderer Seite jedoch ein wirtschaftlicher Aufschwung.
Vorher wurde die Verbindung zu den benachtbarten Städten über die großen Land- und Poststrassen gehalten. Die Stadt brannte zwischen 1850 + 1869 zwei Mal ab.
1905 wurden das Dorf und das Vorwerk in die Stadt Schönlanke eingemeindet. Wegen des Waldreichtums siedelten sich in der Stadt holzverarbeitenden Unternehmen an. In Schönlanke produzierten nun sieben Sägewerke, daneben gab es auch die gleiche Zahl von Zigarrenfabriken.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges, am 27. Januar 1945, wurde Schönlanke von der Roten Armee besetzt. Während der Plünderungen und Kampfhandlungen wurde unter anderem Teile des Marktplatzes und der evangelischen Kirche zerstört. Nach Ende des Krieges fiel die Stadt unter polnische Verwaltung und wurde in Trzcianka umbenannt. Bis 1975 war Trzcianka Sitz des Powiats (Landkreis). Die Kirchenbücher der evangelischen Gemeinde Schönlanke wurden wahrscheinlich im Verlaufe des zweiten Weltkrieges vernichtet.
Sehr alte Familien aus der Umgebung:
Retzlaff (Reclaw) , eingedeutschte Form des westslawischen Rufnamens Radoslav:
Christoph, Mühlenbesitzer, hat 4 Söhne (geboren wohl zwischen 1725 - 1745) :
Christoph Carl , heiratet 1757 und ist Mühlenbesitzer der Karlsmühle / Schönlanke
David, Mühlenbesitzer der Straduner Mühle
Gottfried, Mühlenbesitzer der Alten Mühle / Schönlanke, + 27. Oktober 1783,
Martin, heiratet 1753, Mühlenbesitzer der Gulczer Mühle / Gulcz
Müllerfamilien verheirateten auch die Kinder mit Nachkommen aus anderen Müllerfamilien etwas weiterer Umgebung. Nachweise im kath. KB und Berliner Gerichtsakten
Quiram (Chwiram, später auch Kwiram, Abwandlung durch russische Schreibung),
Nachfahren des Domänen Vorwerkes Quiram, welches 1829 veräußert und zu einem "Gärtner Etablissement" ausgebaut wurde:
Michael, Dienstbauer 1773 in Schönlanke, vermutlich Dorf