Im Jahr 1727 kam im selbstständigen Fürsterzbistum Salzburg
Erzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian an die Regierung. Er und sein
Berater Hofkanzler von Rall waren den Protestanten gegenüber ablehnend eingestellt.
Es gab – viel beschrieben – Verfolgung- und Verhaftungen. Im August 1731 unterschrieb
Firmian ein Emigrationspatent, welches die Ausweisung aus dem Salzburger Land
verfügte.
Etwa 150
Vertreter der Evangelischen kamen aus verschiedenen Gegenden in einer Schenke
von Schwarzach zusammen. Vor der Eröffnung der Verhandlungen tauchte einer nach
dem andern die Finger der rechten Hand in das Salzfass, das auf dem Tisch stand, hob sie in die Höhe und
schwor, dass er bei dem evangelischen Glauben beharren und sich durch nichts
davon abbringen lassen wolle. Man beschloss, evangelische Prediger zu verlangen
und Gewissensfreiheit zu fordern, inzwischen aber sich ruhig zu verhalten. Die
Versammlung beschloss ferner, eine Abordnung nach Regensburg zu der Vertretung
der evangelischen Reichsstände zu entsenden und zu fragen, wo man sie aufnehmen
werde, wenn sie um ihres Glaubens willen genötigt sein würden, die Heimat zu
verlassen.
Bereits im Spätherbst und Winter
1731/32 wurden zuerst 4000 bis 5000 Mägde und Knechte des Landes verwiesen. Die
ersten wurden ohne Vorwarnung gefangen genommen und außer Landes gebracht. Ihre
Verteilung in den protestantischen Gegenden Süddeutschlands bereitete erhebliche
Probleme.
Wer über Haus und Hof verfügte, hatte drei Monate Zeit
bis zum April 1732, Menschen ohne Haus und Grundsitz mussten innerhalb von 8
Tagen das Land verlassen. Dies wurde streng überwacht und ggf mit Gewalt
nachgeholfen. Die Auswanderer waren mehrheitlich aus dem Pongau.
König Friedrich Wilhelm I. von Preussen erklärte sich
bereit, Salzburger Flüchtlinge in seinem Land aufzunehmen. Etwa 20.000
Protestanten verließen per Schiff oder zu Fuss ihre Heimat Richtung Ostpreußen.
Zwischen Mai 1732 und November 1733 erreichten 66 Schiffe die Stadt Königsberg.
5.500 Salzburger kamen mit 780 Wagen auf dem Landweg an. 5 % sollen unterwegs verstorben
sein. Im Raum Gumbinnen wurde die größte Gruppe von 15.000 Ankömmlingen angesiedelt.
Die Ausweisungen in Salzburg gingen teilweise bis 1736.
Am 29. April 1732 kamen die ersten vertriebenen
Salzburger in Potsdam, einem Regierungssitz des Preußen, an. Von dort ging es in
den preußischen Kreis Gumbinnen (der damals noch in der Provinz Preußen lag).
Vom 28. Mai 1732 bis zum 30. Juli 1733 trafen insgesamt 33 Schiffe mit 10.625 vertriebenen
protestantischen Salzburgern im Kreis Gumbinnen ein; auf dem Landweg hatten von
5.533 Personen ihr Ziel erreicht, unterwegs waren 290 Personen gestorben. Die Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen geht auf diese Zeit zurück.
Nur eine protestantische Gruppe wurde im Land
gehalten: Bergleute im nahen Salzbergbau, die das „weisse Gold“ abbauten.
Die Fürsterzbischöfe hatten lange Zeit die
Andersgläubigen geduldet, da sie meist als Bergknappen im Salzbergwerk Dürrnberg und Salzbergwerk Berchtesgaden tätig waren. Die Einnahmen aus dem Salzhandel waren neben dem Erlös aus
Bergwerken in den Hohen Tauern (z. B. Tauerngold) die wichtigsten Erträge zur
Finanzierung des Lebenswandels des Fürsterzbischofs.
Die Bergleute von Dürrnberg verweigerten jedoch
weiterhin sämtliche katholischen Bekehrungsversuche und redeten offen über
Auswanderung. Die Niederlande erklärten sich bereit, die Bergleute aufzunehmen.
Im November 1732 erfolgte eine Reise per Schiff entlang des Rheines und kam im
März 1733 auf der niederländischen Insel Cadzand an. Dort war es nicht nach den
Vorstellungen der Salzburger und sie folgten im großen Teil den anderen nach
Ostpreussen.
Friedrich Wilhelm I. hatte am
2.Februar 1732 das Preußische Einladungspatent für die Salzburger
erlassen. Sie sollten sich in Ostpreußen
ansiedeln, um es zu „repeuplieren“, da es durch die sogenannte Große Pest 1708–1714 entvölkert worden war. Von Stettin traf am 28.Mai 1732 das erste von 66 Schiffen in Königsberg ein. Der erste von elf Landtransporten kam am 6.August 1732, der letzte am 8.November 1733 nach Königsberg. Von den 17.000 Immigranten blieben 377 in der Stadt. Seit 1911 gab es in Königsberg den aktiven „Salzburger Verein“, der in den 1920er Jahren eine Forschungsstelle einrichtete, die zunächst im Prussia-Museum und später dann im Ortsteil Hintertragheim angesiedelt war.
Die meisten Salzburger siedelten im Raum Gumbinnen. Mittellose Bauern erhielten hier eine Hufe. Handwerker konnten ihrem Gewerbe in den Städten nachgehen. Die Salzburger spielten beim Rétablissement Ostpreußens, anders als oft verbreitet nur eine untergeordnete Rolle. Die meisten Bauernstellen waren bereits in den 1720er Jahren mit anderen deutschen Immigranten besetzt worden, weshalb die Salzburger auch nicht geschlossen angesiedelt werden konnten Johann Friedrich Breuer, der lutherische Pfarrer der Salzburger Kolonie, war von 1736 bis 1769 in Stallupönen tätig.
Der diplomatische Druck auf Salzburg wegen dieses Vorgehens wuchs rasch an. Auch Kaiser Karl VI. sah Salzburgs Vorgehen als Rechtsbruch an. Deshalb gewährte die Salzburger Regierung einige Erleichterungen. Die Ausweisung der Besitzlosen wurde erst im März 1732 beendet, die Besitzenden durften bis Ende April 1732 bleiben. Alle Emigranten durften ihre Kinder mitnehmen und ihre Häuser auch nach Abzug noch verkaufen. Auch damit waren die Forderungen des Westfälischen Friedens aber nicht voll erfüllt. Auf kaiserlichen und preußischen Druck wurde das Emigrationspatent erst im September 1732 durch ein dem Frieden voll entsprechendes ersetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Protestanten das Land bereits vollständig verlassen.
Ab 1734 ließ Karl VI. bei der sogenannten Karolinischen Transmigration weitere 3.960 Protestanten aus dem benachbarten Salzkammergut in das von der Pest entvölkerte Siebenbürgen vertreiben. Man wollte keine Untertanen mehr an Preußen verlieren und eher die deutschen Gemeinden Neppendorf, Großau und Großpold für eventuelle Türkeneinfälle stärken.
Erst 1740 und auf mehrmaliges Betreiben des
preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. hin wurden die
überlebenden Emigranten für den Verlust der Höfe, die wegen der vielen zugleich
auf dem Markt vorhandenen Güter weit unter Preis verkauft werden mussten,
teilweise entschädigt. Die Umstände der Vertreibung erregten europaweit
Unwillen. Die Salzburger Emigranten
verteilen sich in einige Gruppen und lebten in verschiedenen Ländern.
In Ostpreußen wurden drch die Geschicklichkeit und den
Fleiß dieser aus ihrer Heimat vertriebenen Salzburger erhielten die durch die
Pestjahre arg mitgenommenen Städte einen besonderen Auftrieb. Handel und Wandel
belebten sich; besonders Gumbinnen, Memel, Tilsit, Insterburg, Goldap, Darkehmen
u. a. wurden zu wirtschaftlichen Mittelpunkten ihrer weitreichenden ländlichen
Umgebung. Der weitaus größte Teil der Salzburger Kolonisten kam auf das Land.
Die höchsten Personenzahlen erreichten z. B. folgende Ämter:
Gerskullen 552, Szirgupönen 528, Kiauten 435,Georgenburg
425, Lappönen 395, Bredauen 385, Kattenau 369, Budweitschen 350, Stannaitschen
342, Dörschkehmen 341, Brakuponen 312. Viele andere Ämter standen diesen nur
wenig nach, während für die Städte selbst folgende Zahlen überliefert sind:
Gumbinnen 237 Memel 158, Tilsit 141, Insterburg 130, Goldap 117, Darkehmen 108
u. a. m. In Königsberg blieben 715 Salzburger.
Weitere Auswanderungsorte aus dieser Gruppe :
https://scholarblogs.emory.edu/germaninga/die-salzburger/new-ebenezer-heute/
@Spree_kind @ web. de