Sonntag, 20. Januar 2013

Holendry (Mennoniten), Deutsch-Kazun und Wymyschle, Masowien, Polen



Holendry, (später in „Deutsch-Kaz(s)un /Kasan/Nowy Kazun“ aufgegangen), ursprünglich ein Mennonitenweiler mit holländisch stämmigen Siedlern, ein lineares Dorf entlang der Flussbank links der Weichsel. Hier lebten die eher traditionellen Mennoniten, die die Besprengungstaufe vornahmen.

Das an Kaz(s)un angrenzende Holendry begründetete sich durch die Vertragsunterzeichnung im Jahr 1764 des Minsker Woijwoden Jan August Hilzen und den Holländern Bartel, Dauter, Klaus, Kohnert, Schröder. So entstand eine Siedlung auf der geräumten Fläche am Ufer des Flusses.

Zu dieser Zeit konnte wohl noch niemand ahnen, dass diese Gegend sich zum mennonitischen Zentrum in Masowien entwickeln würde. 1773 wurde der Ort bereits vergrößert mit weiteren Siedlern aus der Gegend um Culm und Graudenz. Es ist anzunehmen, dass diese Menschen aus der frühen Einwanderung im Raum Danzig stammen.

Viele holländische Kolonisten sind dann über Westpreußen nach Masowien gekommen, andere zogen mit Station im Brandenburgischen nach Polen weiter.

(Familien waren z.B. aus Culm/Graudenz: Bartel, Ewert und Kopper, aus Obernessau: Balzer, Janz, Kerber und Stobbe, aus Grosswerder: Kliewer, Penner und Schröder). Um 1775 wanderten sie aus Obernessau, südwestlich von Thorn, geführt von Hans Flemming, ab.

Spätere Siedlernamen in Deutsch Kaz(s)un sind u.a.: Anna Baltzers, Peter Bartel, Andreas und Heinrich Guhr, Andreas und Peter Jantz, David Nachtigall, Gerhard und Heinrich Nickel, Isaak und Peter Schröder.

Älteste waren Peter Schröder 1793, Andreas Bartel 1811, Franz Bartel 1815, Kornelius Görtz 1815.

1798 errichtete man eine deutsch-evangelische Schule, eine mennonitsche Kirche wurde 1823 genehmigt. Diese wurde bei Überschwemmungen 1891 bereits wieder zerstört und 1892 in Sicherheit vor den Fluten hinter dem Damm neu erbaut. Später siedelten die Mennoniten auch in den Nachbardörfern, kauften Land von Polen oder heirateten in evangelisch-deutsche Familien ein. Letzteres bezeugen die Gombiner Kirchenbücher.

Aus dem Flämisch/Friesischen Sprachraum kam meine Familie Jetz nach Westpreußen, in Deutsch Kazun lebte Jakob Jetz mit seiner Ehefrau Eva Mielke, das Paar hatte drei Kinder : Michael *1809 Deutsch Kazun (als Getz genannt), Jakob Konstantin *1817 Deutsch Kazun und Albrecht *1820 Deutsch Kazun (noch 1842 als Kolonist genannt). Albrecht war später Zeuge bei Familien Jetz in Czosnow, bei Lomza, südlich von Deutsch Kazun.




Eine Schwester von Jakob Jetz, Eva Jetz *1786, wurde in Deutsch Kazun genannt als Ehefrau des Mennoniten Karl Jantz *1775, die beiden hatten drei Kinder : Georg *1818, Adrian *1820 und Eva *1821 alle geboren in Deutsch Kazun.

So fand man Mennoniten in den Orten Mala Wies, Kepa Nowodworska, Szamocin, Ozarowo, Januszewo, Targowek, Jozefow usw. 100 km westlich von Warschau entfernt war jedoch die Hochburg der Brüdergemeinde : Deutsch Wymysle, gegr. 1762 unweit von Gombin, mit Zuwanderern aus der Region Montau mit starker Auswanderung ab 1870 nach Nord- und Südamerika.

Lt. eines Kontrollbuches für die Zeit von 1834 bis 1902 war die Gemeinde im 1. Halbjahr des 19. Jahrhunderts am stärksten. Dies hatte die Abwanderung der Mennoniten ab 1850 nach verschiedenen Gegenden in Polen, Russland sowie nach Amerika zur Folge, eine Verbindung ist aber noch lange erhalten geblieben.

Siehe auch Polnische Mennoniten nach Paraguay:

http://www.menonitica.org/lexikon/?P:Polnische_Mennoniten











Unweit von Deutsch-Kazun entstand 1762 das mennonitische Dorf Wymyschle im Kreis Gostynin, Woj. Warschau. Die Herkunft der Kolonisten war wie in Kazun. Wymyschle wurde in den Folgen des zweiten Weltkrieges vollständig aufgelöst durch zwangsweise Evakuierung vor der herankommenden russischen Front. Wer anschließend freiwillig zurückkehrte, war schutz- und rechtlos. Die meisten Wymyschler aus der MB Gemeinde fand in Kanada ein neues zu Hause und halten durch Treffen in Alberta weiterhin Kontakt.

Der offizielle Name war Wymyszle Niemieckie, Deutsch: Deutsch-Wymyschle. Das Dorf war von drei Seiten von Plattdeutsch sprechenden Siedlern umgeben und wurde von diesen Tscherne-Bach genannt, da es dem Dorf Czermno vorgelagert war. Es erstreckte sich parallel zur Weichsel und die Höfe waren am Rand der Anhöhe, vermutlich war vormals dort das Weichselufer. Das Land der Bauern erstreckte sich von Nord nach Süd in langen Streifen. Der Stall war den Wohnhäusern angeschlossen und mit einer Verbindungstür versehen.

Die Wiesen brachten nicht nur gutes Gras, sondern sie enthielten auch eine Torfschicht von zwei Metern Durchmesser. Zwischen Wiese und Gehöft hatte jeder Bauer einen Obst- und Gemüsegarten. Der Überschuss konnte auf dem Markt veräußert werden. Jedes Gehöft hatte seinen eigenen Brunnen.
Auf den Feldern wurden Kartoffeln und Roggen angebaut. Die Straße verlief vor und hinter dem Gehöft.

Die Mennonitengemeinde stand unter der Leitung eines Ältesten, hatte einen Sonntagsschullehrer und einen Chor. Mittwochabend war Bibelstunde und auch an Sonn- und Feiertagen kam man zusammen.

Familien hier waren u.a. Bartel, Buller, Foth, Kliewer, Kurzhals, Penner,  Ratzlaff, Schröder und Unruh.















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