Erst Markgrafschaft, dann Kurfürstentum, Mittelstück Preußens, Provinz und schließlich Land.
Zwei Jahrhunderte von den Askaniern und fünf Jahrhunderte von den Habsburgern geprägt. Als "Des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse" verspottet. Es ist als Teil der Norddeutschen Tiefebene nach allen Seiten offen. In vorgeschichtlichen Zeit waren daher Kulturbeziehungen und Bevölkerungsbewegungen in allen Richtungen möglich. Feuchte Flußtäler und Niederungen, Sandgebiete und Moränenschollen waren der Grund, weshalb die Besiedlung auf kleine bis mittelgroße Siedlungsplätze begrenzt waren. In früher Zeit lebte im westlichen Bereich eine Elbe-Havel-Gruppe, die mit den nördlichen Gruppen eng verwandt war und als Randgruppe des norddeutschen-skandinavischen Nordischen Kreis anzusehen ist. Weiter östlich die Prignitz-Gruppe, welche sich auch eng an die nördlichen Kreis anschloß.
Die Gebiete zum Westen hin nannten sich später Altmark, dann die Mittelmark und gen Osten Neumark und Sternberger Land. Hier lebten vornehmlich Langobarden und Semnonen (Sueben) um Christi Geburt. Zur Zeit der Völkerwanderung zogen diese ab und nordslawische Stämme rückten nach. Zur Zeit Karl des Großen wurde die Ostgrenze durch die sogenannten "Marken" geschützt. Die erste Kolonisation wurde im 10. Jahrhundert durch die Markgrafen gefördert, denn der Kaiser lebte in Italien. Große Wendenaufstände führten die Slawen bis an die Elbe, deren Übergänge mit Müh und Not gehalten werden konnten. Dann herrschte längere Zeit ein friedliches Miteinander. Der im östlichen Sachsen geprägte Sachsen- oder Wendenpfennig war in dieser Zeit auch rechts der Elbe ein begehrtes Zahlungsmittel. Im 12. Jahrhundert nutzte Graf Albrecht aus dem Hause der Askanier seine Belehnung durch Kaiser Lothar von Sachsen-Supplinburg für die Rückgewinnung verloren gegangener Gebiete.
Wirtschaftlicher Aufschwung wurde durch kluge Siedlungspolitik (Bauern, Handwerker und Kaufleute aus den Gebieten am Rhein, aus Flandern, Westfalen, Friesland und Franken) hervor gerufen. In der Askanier Zeit gründete man ca. 2.500 Dörfer. Andere wurden auf dem Boden von wendischen Siedlungen erneuert. Neue Städte erhielten Verfassungen nach Mageburger, Stendaler oder Brandenburger Recht. Durch Erbschaft erhielten die Askanier im 13. Jahrhundert Landerweitungen gen Osten und nach einer großen Schlacht mit den Pommern, erweiterte sich Brandenburg erneut erheblich nach Osten. Zudem erwarb man Land vom Templerorden. Bei den Neugründungen waren meist Ritter "Locatoren" nach der Aufsiedlung als ständige Statthalter auf das ganze Land verteilt. Fuß fassten im Land "über der Oder" abgesehen von auswärtigen Siedlern, hauptsächlich jüngere Söhne der ersten Siedlergeneration von Havel und Spree.
Größere Bauernstellen betrugen in der Altmark etwa 2 Ruten - 120 preußische Morgen, in der Neumark 6 Ruten - 360 preußische Morgen. Um 1400 gliederte sich die Mark Brandenburg in den altsächsischen Teil westlich der Elbe, das Gebiet um Havel und Spree in Mittelmark und die Mark über Oder in Neumark.
Der dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 löschte ca. 50 % der Bevölkerung aus. Viele Bauernwirtschaften waren verwaist (wüst) und wurden von den Gutsherrschaften eingezogen. Nach dem Krieg wurden Holländer zum Aufbau der Ackerwirtschaft sowie Glaubensflüchtlinge (Evangelische aus Schlesien und Ungarn, Waldenser, Hugenotten) zur Erstarkung des Handels und Handwerkes ins Land geholt.
Ab 1647 wurden niederländische und friesische Bauern z.B. in den Ämtern Bötzow, Chorin, Gramzow, Liebenwalde, Spandau und Zehdenick angesiedelt. Sie entrichteten ihre Pacht mit Butter und Käse.
Zu den ersten Glaubensflüchtlingen, die nach dem Dreißigjährigen Krieg in
Brandenburg Aufnahme fanden, handelt es sich um jüdische Familien aus Wien und
Niederösterreich. Sie wurden im Februar 1670 vom Kaiser Leopold I. vertrieben. Mit
einem auf den 21. Mai 1671 erlassenen Schutzpatent erhielten die wohlhabenden
unter ihnen die Erlaubnis, sich in Brandenburg niederzulassen und Handel zu treiben.
Seit ihrer Vertreibung im Jahr 1571 durch Kurfürst Johann Georg war es Juden 1650 nur in Frankfurt/Oder (zur Belebung des Messehandels) erlaubt worden, sich dort anzusiedeln.
Um 1690 kamen Schweizer (die ersten hauptsächlich aus dem Raum Basel, Bern, Zürich), und wirkten wie die Niederländer und Friesen meist in der Viehwirtschaft. In die Ämter Lehnin (Michelsdorf), Lindow (Glambeck, Gühlen, Klosterheide, Vielitz) und Ruppin (Linow, Lüdersdorf, Schulzendorf und Storbeck) und in den Golmer Bruch bei Potsdam, zu günstigeren Bedingungen und Rechtsverhältnissen als die einheimischen Bauern, sowie 7.000 Pfälzer und 20.000 Hugenotten.
Durch Urbarmachung des Havellandes ab 1718 wurde Land gewonnen. Ab 1724 kamen nun Franken und Schwaben in die Uckermark. Friedrich Wilhelm I. erklärte die fürstlichen Privatgüter (Schatullgüter), Domänen und Forsten zum unveräußerlichen Staatseigentum und begann mit der Generalverpachtung der Domänen. Ein ganzes Amt wurde grundsätzlich an einen bürgerlichen Generalpächter, den Amtmann, mit allen Pertinenzien, Polizei- und Jurisdiktionsrechten, Vorwerken und Bauerndörfern, mit allen Abgaben und Diensten, mit Mühlen, Brauereien, Brennereien, Ziegeleien usw. gegen Zahlung einer Pachtsumme und einer entsprechenden Kautionssumme ausgegeben. Die Pachtdauer betrug in der Regel sechs Jahre, später neun oder zwölf Jahre, im 19. Jahrhundert dann auch 18 und 24 Jahre. In der Kurmark Brandenburg unterstanden 40 Prozent der Bauern den Domänenämtern, in der Neumark Brandenburg weniger.
Zwischen 1740 und 1786 kamen 125.000 Kolonisten aus Böhmen, Polen (darunter auch deutsche Rückwanderer), Sachsen und Württemberg. Die Landgewinnungspolitik wurde fortgesetzt und es erfolgte von 1747 bis 1753 die Kultivierung des Oderbruches sowie 1767 bis 1782 die des Warthebruches.
Der Siebenjährige Krieg 1756 bis 1763 verursachte in der Neumark und der Niederlausitz Verwüstungen und forderte sehr viele Opfer bei Mensch und Tier.
1764 verbot Friedrich II. das Bauernlegen. Der Bauernschutz geschah weniger aus humanistischen Gründen, sondern galt der Erhaltung der Bauernstelle im Interesse der zentralen Steuer- und Wehrpolitik. 1767 folgte die Einführung der so genannten »Englischen Wirtschaft« auf dem Rittergut Prötzel anstelle der herrschenden Dreifelderwirtschaft (Fruchtfolge: Turnips – Gerste – Klee und Hülsenfrüchte – Roggen und Weizen). 1777 kam die Gewährung der Erblichkeit für die Domänenbauern, sie war Voraussetzung für die folgende Ablösung der Dienstpflichten und die Umwandlung der Laßbesitze in Eigentum sowie die Aufhebung der Erbuntertänigkeit.
1800 zählte die Kurmark Brandenburg 15.199 Ganzbauern, 3.051 Halbbauern, 700 Schulzen, 9.571 Kossäten, 878 Witwen mit Höfen, 736 Krüger, 30.345 Landlose und Kleinstbesitzer, sowie 107.139 ländliche Arbeitskräfte.
Die Neumark Brandenburg zählte 13.969 Bauern, 17.717 Landlose und Kleinstbesitzer sowie 45.521 ländliche Arbeitskräfte.
Anfänglich nur dünn besiedelt und ständigen Auseinandersetzungen zwischen Pommern und Polen ausgesetzt, später auch von Schlesien beeinflusst und letztlich von Brandenburg übernommen, war die Neumark ein Schmelztiegel und als Grenzland vielen Einflüssen ausgesetzt. 1397 tauchte erstmalig die Bezeichnung "Neue Mark über Oder" auf. Der Hauptort war Soldin. Von 1535 bis 1571 war es ein eigenständiges Fürstentum und Küstrin die Residenz. 1538 wurde die Reformation eingeführt und die verschiedenen Klosterbesitzungen vom Staat eingezogen. Die Mark litt unter dem 30 jährigen und später unter dem 7 jährigen Krieg.
Um 1775 war die Trockenlegung des Warthe- und Netzebruches abgeschlossen. Hier entstanden etwa 100 Kolonistendörfer. Durch die Anlage von Straßen, Bahnstrecken und die Verbesserung der Wasserwege gab es im 19. Jahrhundert einen deutlichen Aufschwung. Es entstanden jedoch keine größeren Industrien, so daß durch Abwanderung in andere Regionen die Bevölkerungszahl trotz der Forschritte bald zurückging.
Verarbeitet wurde die Milch meist in kühlen Milchkellern, die 1 bis 2 Meter unter der Erdoberfläche liegen. Gebuttert wurde in großen Butterfässern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgt das Kneten, Salzen und Formen der Butter per Hand. Lange Zeit aber können die Holländereien nicht besonders effektiv arbeiten, da der Getreideanbau überwiegt und die Futterangebote besonders im Winter für den großen Rindviehbestand schlecht sind. Das ändert sich erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem feldmäßigen Anbau von Futterpflanzen, wie z.B. Klee oder Raps.
Neumärker sind in sehr großer Anzahl im Verbund (teils erst über den Netzekreis) nach Posen (meist entlang der Warthe), von dort weiter nach dem Cholmer und Lubliner Land oder und nach Russland weitergezogen. Aber auch familienweise Auswanderungen nach Australien, Brasilien, die baltischen Staaten und die USA waren keine Seltenheit. Die Verweildauer in Mittelpolen und Russland waren nur kurz.
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