Sonntag, 13. November 2011

Kolonisation (Privat) in Wolyhnien

bereits im Jahr 1783 wurde in Koretz (Korist) von Fürst Czartoryski eine ev. Kirche gegründet.

Ab 1801 wurde Shitomir das Zentrum des Wolhynischen Kirchenspieles und umfasste 33.000 Quadratmeilen. 1816 entstanden dann die ersten Dorfgründungen Anette und Josefine ca. 10 km westlich von Nowograd Wolynsk durch Deutsche aus Polen (meist Pommern), dann kamen Preußen aus dem Reich - es entstanden bis 1830 die so genannten „Preußenkolonien“ mit Einwanderern aus Ostpommern über Posen und Westpreußen und siedelten in geschlossenen Dörfern um Rozyszcze. Da sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft behalten hatten, mussten sie 1890 im Zuge der verfügten "Preußenausweisung" zum größten Teil das Land wieder verlassen.

1831 erster polnischer Aufstand und eine weitere starke Zuwanderung von deutschstämmigen Siedlern aus Polen.

Zuerst traf man sich zu religiösen Anlässen in Privathäusern oder gemieteten Räumen.
1852-4 wurden eine Kapelle und ein Bethaus eingeweiht, erst ab 1894 gab es eine steínerne Kirche, aber nur einen Pastor, der einmal im Jahr in den Ort kam. Dies war eine riesige Belastung. Erst 1862 kam ein Vikar hinzu, der von der Unterstützungskasse Kasse eingesetzt wurde.

1840 siedelten sich Bugholländer niederdeutschen Stammes an, die 1816 nach Mittelpolen kamen und dann nach Wolyhnien weiterzogen. Viele waren auch aus dem Raum Ilow und Radom. Von 1855-1885 wanderten deutsche Bauern aus dem Dreieck Gostynin, Gombin und Kutno mit mehreren tausenden Kolonisten ein. Kutno nannte man bereits 1830 die ärmste Gemeinde im Königreich Polen. Die sandige Beschaffenheit des Ackerbodens ergab eine Ertragsarmut und die Wald- und somit Holzarmut waren die wichtigsten Ursachen dieser Abwanderung. Ein Kundschafter schaute vorab nach den Siedlungsbedingungen und führte die Verhandlungen mit den Grundbesitzern. Ansiedlung war in den Waldgebieten von Shitomir, Nowogrod-Wolhynsk, Zwiochel, Luzk und Rowno. Es soll sich hauptsächlich um Märker (Braneborger), an zweiter Stelle um Pommern, an letzter um Schwaben aus Mittelpolen, gehandelt haben, meist zwischen 1875 und 1878 angekommen.

1860 kamen Pfälzer aus Nordostgalizien und dem Weichsel-San-Dreieck und gründen Dörfer nach galizien-deutschem Muster. Westlich von ihnen siedelten die schlesischen Stabschläger (Waldarbeiter) aus Grodno, Kowno und Minsk.

Der zweite polnische Aufstand 1863 bracht nochmals deutsche Siedler in Massen aus Polen und Galizien. 1863 Zuwanderung deutscher Kolonisten aus Mittelpolen durch den polnischen Aufstand. In Heimtal (Stara Buda) waren anerkannte Flüchtlinge mit Sonderrechten und Hilfen durch die russische Verwaltung angekommen. Viele, die den Verlust aus der Flucht nachweisen konnten, erhielten Hilfe von lokalen russischen Behörden. Allerdings unterlagen diese Flüchtlinge dadurch nicht dem Kolonistenstatus.

Der Zustrom hielt bis 1890 an.

Ab 1906 gingen Wolhynier nach Kurland, 1907 warben baltische Junker um Siedler nach Lettland und Estland und im Jahr 1911 wanderten tatsächlich viele Wolhynien-Familien aus Heimtal nach Estland. Dort benannten sie ihr Dorf ebenfalls Heimtal. Es bestand bis zur Umsiedlung 1939.
Im Raum Shitomir begann die Deportation durch Stalin bereits 1936. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden viele Deutsche in Züge gepackt, die Habe musste zurückbleiben. Andere wurden erst 1940 verschleppt. Viele kamen nach einem langen Leidensweg Anfang 1990 (Glasnost) in die Bundesrepublik.



Buch: Unsere Heimat Wolhynien, die Herkunft der Wolhyniendeutschen von Walter Kuhn
Buch: die Deutschein in Wolyhien von S. Nikel, 1935
Buch: Geschichte der allerhöchst bestätigten Unterstützungs-Kasse für ev.luth. Gemeinden in Russland , Axel Oskar von Gernet, St. Petersburg 1909




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Kolonisation um Warschau




Evangelische Kirchgründungen nördlich von Warschau:
1750 Ilow wurde gegründet, die ev. Kirchengemeinde in 1775 und war für die neuere Ansiedlungswelle eine echte Muttergemeinde. Diese räumlich riesige, wenn auch erst noch dünn besiedelte Niederung hatte nur einen Pastor, der das  Kirchspiel um die Wende des 18. Jahrhunderts verwaltete. Der Pastor hatte ein außerordentliches Reisepensum zu erledigen. Heute ist von dieser Parochie nichts mehr geblieben, 1945 wurde die Kirche abgebrochen.


Näher an Warschau kamen dann zur Gründung der ev. Kirchengemeinde Neuhof 1783 (Nowy Dwor) weitere deutsche Ansiedler nach Rajszew 1775, 1776 die Gründung der Mennoitensiedlung Deutsch-Kazun, 1782 Wiesendorf und Skierdy.

1805 gründete die preußische Verwaltung die Pfarre in der Kleinstadt Wyszogrod an der Weichsel für die vielen neu eingewanderten Badener und Württemberger. Sie übernahmen die Franziskaner-Klosterkirche für diese Zwecke. Wyszogrod war der ehemalige Sitz des masowischen Fürsten. Dem ev. Kirchspiel gehörten noch die Filialen Plonsk mit 3 Kantoraten und Seymin mit 7 Kantoraten an. Auch hier erstarb die Gemeinde 1945 und die vorhergenden Eigentümer der Kirche, die Franzsikaner, erhielten ihre Kirche zurück. 



Für Familienforscher ist es aber wichtig zu wissen, dass die deutschen Familien sich meist in der nächsten katholischen Kirche eintragen ließen.


 


Deutsche Sprachinseln nord/östlich von Warschau:

Sumpfiges-sandiges Gelände mit zwei Sprachinseln von niederungisch/ pommerschem Einschlag: Nadbieler (Nadbiel, Reczaje Niem., Banachowizna und Grabie) und Stanislawower (Stanislawow, Alexandrowo, Michalow, Augustowek, Brzeziny, Tomaszow - Einträge im katholischen Kirchenbuch Nieporet). Man sprach das Weichselplatt.
Auch hier wanderten viele nach Wolhynien weiter.
Im Zusammenfluss von Bug und Narew und Überflutungsgebiet lagen einige Niedrungsdörfer: Nury, Wincentowo, Grodziczno, Marjanowo und Grady Polewne. Ebenso waren Deutsche auf Kepa Kikolska.


Östlich von Warschau:

nahe der Stadt Minsk-Maz. lagen weit abgeschieden die erst 1860 gegründeten Niederungsdörfer Peleczanka und Mrozy,
nahe der Stadt Lukow die um 1870 gegr. Kolonien Lazy und Alexandrow,
nahe der Stadt Siedlec das Dorf Laczki,
nahe der Stadt Garwolin liegt das 1790 gegr. Franzdorf, dessen Siedler Teerbrenner und Pottaschesieder waren,

 
Siedlungen südlich von Warschau:

30 Schwabensiedlungen mit einer Bevölkerungszahl von 3.000 Seelen entstanden als Liniendörfer um das Kirchdorf Alt-Ilvisheim, dessen Einwohner jedoch aus Franken stammten, (Stara Iwiczna). Die Landschaft ist waldlos, leicht sandig, aber sehr geeignet für den Obst- und Gemüseanbau zur Versorgung der Hauptstadt. Später wanderten viele Nachfahren als Handwerker oder Händler nach Warschau ab, hielten aber die Verbindung zu den Heimatdörfern aufrecht. Ferner war eine starke Abwanderung nach Bessarabien und Cherson vorhanden. 

Im kleinen Städtchen Magnuszew entstand vor 1800 eine Tuchmacherfabrik und in den benachbarten Orten wie z.B. Latkow, Przewoz und Kepa Skurecka lebten verschiedene deutscheTuchhändler, Gerber, Weber, Garnmacher usw., die für die Fabrik zuarbeiteten. Einige Deutsche hatten den Status der Kolonisten und waren als Facharbeiter für die Fabrik tätig, zu lesen in den Kirchenbucheintragungen Magnuszew ab 1810, links der Weichsel.

Ebenfalls Deutsche Kolonisten finden wir ab 1810 im katholischen Kirchenbuch Mniszew. Es sind meist pommersche Familien in den Orten Gruszczyn, Wolka Gruszczynska, Sambodzie, Wicie, Wolka Wicie. Deutsche mit meist preußischer Herkunft folgten ab 1834 in das Dorf Podole, es entstand später eine Kolonie in Nowe Podole und Zakrzew, rechts der Weichsel.
 
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts siedelten sich in und um Radom evangelische Deutsche an. So gründeten sie um 1815 die pommerschen Dörfer Pelagiów und Soltyków. Später folgten noch nachstehende Kolonien: Blonie und Zabierzów 1838, Małe Studnie und Bobrowniki 1839, Józefów bei Radom und Bartodzieje 1842, Polesie, Pająków und Leokadiów nach 1870. Bis zum Jahr 1826 hatten die Evangelischen in und um Radom weder Kirche, Pfarrhaus noch einen eigenen Pastor. Zur Befriedigung ihrer religiösen Bedürfnisse suchten sie entweder die lutherische Kirche in Wengrow auf oder die dortigen Pastoren Goburek bzw. Haupt kamen nach Radom zu Hauptgottesdiensten oder zur Verrichtung von Amtshandlungen. Aber infolge der weiten Entfernung und schlechten Wege war dieser Zustand auf die Dauer untragbar. Und so wünschten hier die Evangelischen die Bildung eines neuen Kirchspiels.



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Kolonisation Südpreußens


Die Provinz Südpreußen war eine von 1793 bis 1807 bestehende Provinz Preußens. Sie umfaßte die bisherigen polnischen Woiwodschaften Brzesc, Kalisch, Leczyca, Plock, Posen, Rawa und Sieradz. Ab 1795 kam die Stadt Warschau mit ihrem westlichen Umland hinzu, gleichzeitig wechselten die Gebiete nordöstlich der Weichsel um Plock zur neuen Provinz Neuostpreußen. Im damaligen Kreis Peisern (Pyzdry), wurden die Parochialverhältnisse mehr als einmal vollständig neu geordnet. Es war eine an deutschen Hauländereien reiche Gegend mit sehr wechselhafter Geschichte. 

Der preußische Staat warb Siedler vor allem im volkreichen Südwestdeutschland: Pfalz, Hessen, Elsaß, Lothringen und Württemberg an. Ab dem Jahre 1800 waren es vor allem Schwaben, die den Werbeaufrufen folgten. Die Siedlungsbedingungen waren erst günstig, aber ab 1801 waren die Vergünstigungen vom mitgebrachten Vermögen der Kolonisten abhängig gemacht worden, wodurch viele Bewerber nur eine Häuserstelle mit 4-6 Morgen erhielten, so daß sie gezwungen waren, als Tagelöhner oder Handwerker ihren Lebensunterhalt zu verdienen (auch in Galenczewo waren nicht alle nur Bauern, sondern Maurer, Schreiner und Zimmermänner).  Es war ein Merkmal der preußischen Kolonisation jener Zeit, daß der kirchlichen Versorgung der Siedler keine Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Für die vermutlich ca. 13.000 meist protestantischen Kolonisten wurde aus Sparsamkeitserwägungen heraus keine einzige Kirchengemeinde gegründet, anders, als es bei den privaten Siedlungstätigkeiten üblich gewesen war.
Der Landkreis Wreschen hatte 1890 33.000 Einwohner, davon waren etwa 10 % evangelisch. Er bestand aus der Stadt Wreschen und den Gemeinden Kolaczkowo, Miloslaw, Nekla und Pyzdry. Der Landkreis ist und war landwirtschaftlich geprägt, selbst wenn er heute durch Posener Einfluss zahlreiche Gewerbebetriebe vorweisen kann. Es besteht eine Partnerschaft mit dem deutschen Wolfenbüttel.
Das als schwäbische Kolonie benannte Neu-Galenczewo hatte auch einige Siedler aus Hessen. Sie alle waren bereits im Netzedistrikt oder überfüllten Westpreußen gewesen und hatten Anträge auf Abzug nach Südpreußen gestellt. Wie es aussieht, kommen viele Siedler a) aus der Gegend von Nakel im Kreis Wirsitz, Regierungsbezirk Bromberg, b) aus dem benachtbarten Kreis Witkowo.


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Kolonisation des Dobriner Landes

Leslau (Wloclawek), Nessau (Nieszawa), Neudorf (Nowa Wies), Sichelberg (Sierpc), Schlonsk (Slonsk),Schröttersburg (Plock).
Östlich von Sierpc liegt das um 1800 entstandene pommersche Dorf Sokolowy Kat. Der Boden dort ist sandig-brüchig. Die deutsche Sprachinsel um Kicin entstand um 1820, erlitt aber durch Auswanderung nach Wolhynien und Übersee starke Einbußen.

Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges war der Bevölkerung der Begriff "Dobriner Land" kein Begriff. Als Grenzland hatte es in den deutsch-polnischen Beziehungen eine Weile die Rolle des Zankapfels gespielt. Erst im Thorner Frieden von 1466 sei Ruhe eingekehrt. Später, im 17. und 18. Jahrhundert, wurde dies anders. Von polnischen kirchlichen und weltlichen Würdenträgern gerufen, haben deutsche Kolonisten den Grundherrn große Einnahmen verschafft und den polnischen Staat wertvolle Dienste geleistet. Es war eine ebenso harte wie segensreiche Arbeit viele Generationen.

Alte, rein deutsche Dörfer waren: 1616 Alt Bogpomoz, 1625 Lenzen (Wiecz), 1630 Neu Bogpomoz, 1650 Rybitwy, Mniszek, Wilcze-Katy (Wolfswinkel). Nach den Schwedenkriegen kamen hinzu: 1700 Leg-Osiek (Lengden a.d.Weichsel), 1719 Tomaszewo, Oborki, Kierz, 1720 Jeziorki, Makowisko, Kielpiny, Liciszwey, Dembowo, Obory, Glowinsk, Gai, Zbojenko, Wawrzynkowo, Zapowo und Bachorze, 1726 Leg-Witoszyn, Olszyny, 1747 Wolschebuden, 1750 Bialebloto, Somsiory, Kotawy, Iwany, Czarnebudy, Bocheniec, Lenle, Kleszczyn, Czernia, Tadajewo, 1760-1780 Jackowo, Witkowo, Jastrzebie, Lakie, Gnojno, Kolat, Elzanowo, Sumin, 1784 Makowiec, Chodorazek, Piaseczno, 1785 Sinki, 1789 Dzierzaczka, 1790 Bartoszewo, Skrzypkowo, Radomice, 1792 Brzezno, Frankowo, Okalewo, Kretki, 1800 Ignackowo, Zielona Puszcza, Kuzniki, Fabianki, Winduga, Klobukowo, Kwirinowo, Polichnowo, 1820 Trombin, Glodowo-Rumunki, 1832 Lubinek, 1842 Boguchwala, 1844 Plocicizno, 1845 Rumunki Barany, 1850 Rumunki Adamowo, 1860 Rumunki Skudzawy.
Bogpomoz, das älteste Dorf im Kreis Lipno bestand aus zwei Dorfteilen und wurde als Marchenhufendorf und Zinsdorf gegründet. Es lag am rechten Weichselufer und war sechs Kilometer lang. Die vier ersten Zinsbauern im späteren Neu Bogpomoz waren Karl Müller, Gottfried Dulinske, Peter Naber und Jakob Rode. Die kirchlichen Eintragungen wurden in der katholischen Kirche vorgenommen.
 


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Kolonisation in den Niederungen

Rodearbeit in der Marienwerderschen Niederung begann, als Landmeister Hermann Balke seinen bürgerlichen Mitstreitern die Uferschwelle der Nogat (Oberfeld, Mareese) und dem Niedersachsen Dietrich von Depenow die 300 Hufen umfassende Tiefenau überließ. Von der Höhe aus sandten die dortigen Anwohner nach Ablauf des Hochwassers ihre Rinder-, Schwein- und Pferdeherden auf die Weide, ließen durch sie die fruchtbaren, mit allerlei Wurzeln durchsetzten Schlickböden der Uferschwellen zertreten und gestalteten somit die Rodearbeit einfacher, weniger zeitraubend.
Allmählich wandelte sich die Uferschwelle der Nogat. Die 51 Bürger der Stadt Marienwerder konnten nach Ablauf des Wassers in schmalen Ackerstreifen die Braugerste säen, die sie für ihre Malz- und Brauhäuser benötigten. Aber kein Bürger der Stadt baute dort sein Anwesen auf, selbst die Hirtenhäuser lagen noch auf dem östlichen Anhügel zur Höhe.
Einzelne Niederlassungen werden aber trotz aller Unwirtlichkeit der Niederung schon um das Jahr 1300 bestanden haben. Fischer, die es wagten, auf den Sandhügeln am Hohensee auch den Winter über auszuharren, oder Hirten, die auf den hohen Uferschwellen sich in festen Blockhäusern gegen die Unbilden des Winters und Frühjahrs wehrten, mögen seßhaft gewesen sein. Doch der Bauer fehlte.
Das Bedürfnis, für die zunehmende Volkszahl neues Siedlungsgebiet zu gewinnen führte zu dem Entschlusse, wenigstens die besten und den gewöhnlichen Hochwasserfluten nicht ausgesetzten Böden in der Niederung nutzbar zu machen. Die Einigung von Bischof und Kapitel über ihre Ansprüche an dem "neuen Werder", die 1334 erfolgte, machte die Gelegenheit zu Dorfgründungen frei. Wann sie erfolgten, ist nicht bestimmbar. Die Bewohner der Niederungsdörfer waren Deutsche.

Das Niederungsgebiet im Weichseldelta (zwischen Danzig und Elbing, ca. 50 km breit mit 1.700 qm Fläche) unterscheidet sich als Werder (südliche und höher gelegene Teil mit natürlicher Entwässerung) und Niederung (der nördliche und tiefer gelegene Teil, etwa um Tiegenhof, welche künstlich entwässert werden muß).

Die Niederungen an der ungeteilten Weichsel sind meist auf der einen Seite des Stromes Niederungsland und auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich hohe Ufer. Linksseitig erstreckt sich die Nessauer Niederung, die Getau-Grätzer Niederung und die Langenauer Niederung. Dann folgt die Culmer und gegenüber die Schwetzer Niederung, weiter nordwärtz von Sartowitz bis Neuenburg die Schwetz-Neuenburger Niederung (hochwasserfrei eingedeicht), die Münsterwalder Niederung und die unterhalb von Mewe beginnende und sich bis zum Weichseldelta erstreckende Falkenauer Niederung. Am rechten Ufer dehen sich die Thorner Niederung (22 km lang und eingedeicht), die Culmer AmtsNiederung (eingedeicht), die Culmer Stadtniederung (eingedeicht) und die Marienwerder Niederung (38 km lang und vollständig hochwasserfrei eingedeicht).

Der Boden der Weichselniedungen war sehr fruchtbar und lohnte die Mühe der Landwirte. In der Sommerzeit wurde das Gras meterhoch, das Getreide schoß üppig. Die künstliche Entwässerung geschah durch Windschöpfmühlen (den Blockwindmühlen ähnlich, und Dampfschöpfwerke. Diese Entwässerungsanlagen waren geschickt zwischen Weidebäumen versteckt oder an den hohen Dämmen gelegen und gaben der Landschaft ein eigenes Gepräge. Die Bauart dieser Mühlen waren noch dieselben, wie zu der Zeit der ersten Holländer, die den Niederungsboden besiedelten.

Das Vieh hatte nur selten einen ständigen Hirten und war im Sommer Tag und Nacht draußen auf dem Felde. Dort wurde auch gemolken. Das Niederungsgebiet ist waldarm und hatte meist nur einzelne Gehöfte, die auf Erhöhungen standen.

Außer den tiefen Wiesengeländen zu beiden Seiten der Weichselflüsse finden sich namhafte Niederungsgebiete im Rhedatal.

Bei jedem Eisgang und Hochwasser führt der Strom mächtige Erd- und Sandmassen mit. Diese Sinkstoffe lagern sich entweder an günstigen Stellen im Flußbett als Sandbänke ab, oder sie geben im Mündungsgebiet Veranlassung zur Stromspaltungen und Neubildungen. Die Sandbänke verändern in der Regel bei jedem Hochwasser ihre Lage, einzelne jedoch behaupten ihren Platz, bauen sich weiter aus und werden schließlich kleine Inseln - die Kämpen.

Kriegsgeschehen und schweren Kämpfe im 15. und 16. Jahrhundert entvölkerten die Niederungen. Nur noch Einzelbewohner, nicht mehr geschlossene Dorfschaften waren vorhanden. 1574 kamen holländische Friesen (Perbandt, Heimson, Pelke, Lamterson, Jochim Lamkeson und Jochim Clausson) zur Ansiedlung auf 13 Hufen in Kampangen und zogen weitere Bauern nach sich, die in Ellerwalde heimisch wurden. Mit ihnen kam eine bisher unbekannte Flureinteilung und ein neues Besitzrecht, die Zeitemphyteuse (Erbpacht auf 30-40 Jahre, in späteren Zeiten auf ewig) auf. Die Form der neuen Dörfer der Niederung blieb nicht mehr das mittelalterliche Angerdorf (Straßendorf mit erweitertem Platz für die Kirche, den Dorfteich und die gemeinschaftlichen Hirten- und sonstigen Häuser, vor dem Straße sich spaltete und hinter dem sie wieder zusammenlief) und der Dorfgemeinschaft mit Flurzwang.
Die Nordwestdeutschen brachten die Marschhufensiedlung mit, die ganz ihrem Charakter zu selbständiger Wirtschaftsform angepaßt war. Die "Gemeinschaft" mit ihrem Flurzwang erschien ihnen als äußeres Zeichen der bäuerlichen Abhängigkeit von den übrigen Dorfmitgliedern. Sie mieteten zwar in Gemeinschaft die betreffende Ortschaft, teilten dann aber die Flur in Längsstücke quer zur Straße auf, die von der Weichsel bis an die gegenüberliegende Grenze reichten, und setzten ihren Hof an das Kopfende des Streifens. So war ein jeder in einem zusammenhängenden Stücke für sich. Die Formel, die oft gebrauchte, "jeder für alle, alle für einen" bezog sich daher nur auf die Zinsleistung.
Die landsuchenden Westdeutschen (Holländer, Westfalen, Friesen, Holsteiner und Pommern-Mecklenburger) brachten anscheinend aus ihrer Heimat neben ihren Kenntnissen im Deichbau erhebliches bares Geld mit, so daß sie nicht auf die Zuweisung von lebendem Inventar durch das Amt angewiesen waren. Zumeist kamen sie als Flüchtlinge aus religiösen Gründen, mußten sich aber zur lutherischen Konfession nach preußischem Ritus bekennen, falls sie nicht ausgewiesen werden wollten. Im Putziger Kreis sollen verstärkt Holländer und Friesen 1599 neu angesiedelt worden sein und Dörfer gegründet haben.
Die Bezeichnung "Holländer" für die Bauern und nur für diese hat mit der Heimat, aus der sie kamen, nichts zu tun. Das Wort, so heißt es, müsse eigentlich "Hauländer" (Rodeländer) gedeutet werden, denn mit Holländer werden auch Pommern genannt, die gleiches Recht erhielten. Die unmittelbare Herkunft der neuen Einwanderer, der Bauern, ihrer Knechte, Mägde, Tagelöhner und der Handwerker läßt sich bis 1623 überhaupt nicht feststellen.
Die älteren Siedlungen Kanitzken, Kampangen, Ellerwalde, Schinkenberg und Stangendorf sind von nordwestdeutschen Bauern besiedelt, die später folgenden – z.B. Nebrau, Weichselburg, Russenau, Grabau und Neuhöfen – von Pommern.

Die große Siedlungswelle der Holländer ging zunächst von der Niederelbe über den Fläming bis zur Weichselniedrung. Dann setzte sie sich über die Porta prussica bis an die Weichsel bei Fordon in der Gegend von Graudenz, Schwetz, Kulm und Thorn fort, um schließlich bei Schulitz im Jahre 1594 das Posener Land zu erreichen. Insbesondere wurden die breiten Täler der Weichsel, Netze, Warthe, Obra und die kujawische Seenplatte besiedelt, ferner die waldigen Sumpfgebiete im Westen des Posener Landes, wozu insbesondere Obornik gehörte. Schließlich sind zu erwähnen die Waldgebiete von Wollstein und Neutomischel, die Urwälder und Ödländereien nördlich von Posen, im Kalischer Land und im Gostyniner Gebiet.

Bei den Holländern handelte es sich a) um aus den spanischen Niederlanden (Gebiet der heutigen Niederlande, Belgien und Luxemburg zur Zeit der spanischen Herrschaft, die durch Erbteilung 1556 an die spanische Linie Habsburgs fiel) geflohene Protestanten, die sich außer im Rheinland, Westphalen, Friesland auch in Schleswig-Holstein ansiedelten, b) um Niederländer aus den wasserreichen Gebieten, die auch wiederum in diesen siedelten (Netzetal, Weichselniederung und Danzig) und neben dem Einsatz als Deichbauern ihr Betätigungsfeld insbesondere in der Viehwirtschaft hatten.
Im 16.Jh. stieg das Preisniveau für landwirtschaftliche Erzeugnisse stark an, so dass es sich lohnte, nicht mehr nur für den eigenen Bedarf, sondern mehr und mehr für den Verkauf zu produzieren. Daran partizipierte der Adel durch Vergrößerung seiner Anbauflächen und der Bildung größerer Viehherden. Während es sich dabei zunächst um (Mast-) Ochsen handelte, wurde die Viehhaltung auf Anregung der Holländer bald auf Milchkühe umgestellt. Ebenfalls auf Anregung der Holländer entstand das noch heute für Schleswig-Holstein typische Bild der Koppellandschaften, da es rentabler war, größere Herden - sie reichten i.d.R. von 50 - 200 Stück Vieh - auch auf größeren zusammenhängenden Landflächen zu halten. Dies galt für Holländer, die auf adligen Gütern gepachtet hatten.
Die Verträge zwischen Adel und Holländer - sie reichten vom Maitag eines bis zum Maitag des folgenden Jahres - regelten genau die Rechte und Pflichten auf beiden Seiten. So stellte der Gutsherr Vieh, Hof, Stall, Koppeln und das Winterfutter, während der Holländer die erforderlichen Gerätschaften mitzubringen hatte und pro Kuh eine Jahrespacht von 7-8 Reichstaler zu zahlen hatte. Die Pacht war jeweils zu einem Drittel fällig bei Antritt (01.05.), zu Johanni (24.06.) und zu Martini (11.11.). Durch den Verkauf von Butter und Käse an Städte, Garnisonen, Hafen- und Residenzstädte bestritt ein Holländer seine Unkosten und brachte es so auch zu bescheidenem Reichtum, welcher es ihm ermöglichte, nach Verlauf einiger Jahre und Ablauf seines Vertrages eine größere Herde zu pachten.

Der Höhepunkt der Holländereien lag im 18. Jh., als diese sich in der langen Friedenszeit positiv entwickelten. Sie gingen mit Aufhebung der Leibeigenschaft Ende des 18./ Anfang des 19. Jh. zurück, als sowohl das benötigte Personal als auch die erforderlichen Flächen nicht mehr zur Verfügung standen. Es entstanden zunehmend Genossenschaftsmeiereien in Konkurrenz zu den Holländern. Auch begünstigte die Erfindung der Dampfmaschine und damit z.B. der Zentrifuge den Niedergang der Holländer, da diese es sich nicht erlauben konnten, diese anzuschaffen und mit ihnen umzuziehen und die Gutsherren kein Interesse am Erwerb der Maschinen zeigten.

Durch die häufigen Ortswechsel der Holländer gestaltet sich die Suche nach ihnen relativ schwierig. Es gibt die sogenannte Brügmann-Kartei (durch die Mormonen verfilmt) sowie die sogenannte Schäfer-Kartei im Landeskirchenarchiv Mecklenburg in Schwerin, welche vermutlich die Aufzeichnung der Sippenkanzlei Mecklenburgs enthält und bis ins 19. Jh. reicht. Beide Karteien enthalten viele Mecklenburger, Brügmann auch in geringem Maße Schleswig-Holsteiner.
Die ursprünglich holländischen Siedler haben sich in diesen Holländereien ein bleibendes Denkmal gestetzt. Ihnen schlossen sich bald auch deutsche Bauern aus der Neumark, Pommern und Schlesien an.





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Kolonisation in Pommern

Pommern war ursprünglich vom germanischen Stamm der Rugier bewohnt, denen nach der Völkerwanderung Slawen folgten, die das Land Pomorje ("Küstenland") nannten und schon 600 n. Chr. bedeutende Handelsplätze an der Ostsee besaßen. Im unteren Oderraum setzten sich die Liutizen durch, östlich die Pomoranen. Seit etwa 1100 herrschten einheimische Fürsten über Slawien (Pommern-Stettin) und Pommern (das spätere Pommerellen mit Danzig). Die Christianisierung begann unter Bischof Otto von Bamberg, der 1140 das Bistum Wollin gründete. Um 1128 setzte die Germanisierung Pommerns ein. Adlige, Mönche, Handwerker und Bauern wurden von den pommerschen Fürsten ins Land geholt. Es kamen Händler und deutsche Bauern, die neben bestehenden größeren slawischen Siedlungen ihr Orte gründeten. Im Norden an den Küsten siedelten niederdeutsche Bevölkerungsgruppen (Friesen und Niedersachsen), ins landesinnere kamen von Süden her Bauern aus der Altmark auf das Weizenackerland. Durch das Geschlecht der Askanier wurden Burgen angelegt.
Die pommerschen Fürsten erhielten 1181 die Anerkennung als deutsche Reichsfürsten. 1317 gewann Slawien die ehemals pommerellische Gebiete von der Leba bis zum Gollenberg bei Köslin; von hier aus wurde der Name Pommern auch auf die westliche Gebiete übertragen. Die Reichsunmittelbarkeit ging in der Zwischenzeit durch brandenburgische oder polnische Oberhoheit verloren, wurde aber 1529 im Grimnitzer Vertrag durch Verzicht Brandenburgs auf die Lehnshoheit, sowie 1530 durch Bestätigung Kaiser Karls V. wiederhergestellt. 1534 wurde in Pommern die Reformation eingeführt. Durch das Bauernlegen 1556 begann eine große Flucht nach Polen und Danzig.
Im Westfälischen Frieden 1648 kam Hinterpommern an Brandenburg, während Vorpommern, Rügen, Stettin, Gollnow und die Odermündungen an Schweden fielen, das 1720 Vorpommern zwischen Oder und Peene und 1815 auch den Rest an Preußen abtrat. Die preußische Provinz Pommern bestand aus den Regierungsbezirken Köslin, Stettin und Stralsund (bis 1932); 1938 wurde der Nordteil der Grenzmark Posen-Westpreußen als Regierungs-Bezirk Schneidemühl angeschlossen.
1751 wurde durch die Friderzianische Kolonisation in den Ämtern Bütow, Colbatz, Draheim, Friedrichswalde, Jasenitz, Königsholland, Lauenburg, Naugard, Neu-Stettin, Padugla, Rügenwalde und Stepenitz Ansiedlungen vorgenommen. Ferner wurden in den verschiedenen Eigentumsdörfern von Städten Siedler aufgenommen.


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Kolonisation in Ostpreußen

Bereits im 13. Jahrhundert, also zur Ordenszeit, war insbesondere man bemüht, Feuchtgebiete urbar zu machen und trocken zu legen. Hierzu wurden Fachleute ins Land geholt, die das Anlegen von Entwässerungsgräben und Deichen fachgerecht durchführten. Dies waren nachweislich Holländer und Norddeutsche, die links und rechts des Niederrheines ansässig waren.
Bereits im 15. Jahrhundert kamen Schotten als Kaufleute nach Danzig, im 17. Jahrhundert lebten ihre Nachfahren in vielen Kreisen Ostpreussens.
1612 war Ostpreussen bereits lutherisch. 1650 wurden im Frühjahr 100 Familien aus Holland in Tilsit und Intsterburg,1685 Franzosen angesiedelt und ebenfalls im 17. Jahrhundert kamen Holländer ins Memelland. Hier wurden viele eingewanderte Baptisten im kath. Kirchenbuch eingetragen.
1732 kamen 30.000 Salzburger (nach der Pest) nach Litauen. Sie waren evangelischen Glaubensflüchtlinge. Im 18. Jahrhundert Einwanderer aus dem Nassauer und Siegener Land nach Preußisch-Litauen.
Friedrich Wilhelm III., der 1797 die Regierung übernahm, widmete der Kolonisierung dieses dünnbesiedelten Landes sein Hauptaugenmerk. Als Neuostpreußen unterstand Masovien dem Provinzialminister für Ostpreußen, Freiherrn von Schrötter. Nach ihm wurde das am Nordrand von Plock liegende Siedlungsgebiet Schröttersdorf genannt. Es umfasste die um die Dörfer Maszewo, Chelpowo, Biala und Powsin liegenden Waldgebiete. Nach preußischer Manier wurde das Gebiet gradlinig vermessen und in 151 Siedlerstellen aufgeteilt.
Die Vorhut bildeten 22 Familien aus der Priegnitz (Mecklenburg). Nach 5 Jahren, 1805 zählte die Großkolonie Schröttersdorf  913 Einwohner. Von den 149 Familien kamen als größte Gruppe 57 aus Württemberg. Einen Überblick über den Zuzug vermittelt die Statistik der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Plock, zu der Schröttersdorf gehörte:
Am Ziel angekommen, wohnt man zunächst in Erdhütten. Dann werden Häuser in Fachwerkbauweise erstellt, d.h. der Staat erstellt das Balkenwerk, während die Verfüllung mit Lehm und das Strohdach den Siedlern überlassen wird. Von der preußischen Regierung erhalten die Siedler auch Vieh und Wirtschaftsgeräte. Ackerland steht allgemein nicht zur Verfügung. In der Regel werden minderwertige, d.h. sandige, moorige Wälder für die Siedlungen zur Verfügung gestellt.
Für die Zeit der Rodung werden Rodegelder gezahlt und das Werkzeug gestellt. Die Württemberger waren das Roden jedoch nicht gewöhnt und hatten andere Vorstellungen von der neuen Heimat. Für alle ist es ein harter Anfang. Auch sind die Württemberger an ein milderes Klima gewöhnt und klagen über den "grausam kalten Winter". Oft schauen sie wehmütig der im Westen untergehenden Sonne nach, wo sie ihre frühere Heimat wissen.
Die Behörden vermerken überrascht, dass die Siedler schon 1803 ein Schulhaus in Chelpowo errichtet haben, worauf sie einen Lehrer, Räbiger aus Schlesien, auch sogleich den Schulmeister erhalten. Zunächst hat die evangelische Kirchengemeinde Plock, zu der die vorgenannten Siedlungen gehören, keine eigene Kirche. 1804 wird ihr die Kirche des Dominikanerklosters übergeben. Im Oktober 1808 wird Pastor Hevelke als Pfarrer eingeführt, der bis zu seinem Tod im Jahr 1836 die Amtshandlungen durchführt und auch die kirchlichen Handlungen protokolliert. Ihm folgt Ignaz Boerner, der dieses Amt fast 59 Jahre verwaltet und 1896 als Superintendent und Konsistorialrat stirbt.

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Samstag, 12. November 2011

Kolonisation Brandenburg + Neumark

Erst Markgrafschaft, dann Kurfürstentum, Mittelstück Preußens, Provinz und schließlich Land. 

Zwei Jahrhunderte von den Askaniern und fünf Jahrhunderte von den Habsburgern geprägt. Als "Des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse" verspottet. Es ist als Teil der Norddeutschen Tiefebene nach allen Seiten offen. In vorgeschichtlichen Zeit waren daher Kulturbeziehungen und Bevölkerungsbewegungen in allen Richtungen möglich. Feuchte Flußtäler und Niederungen, Sandgebiete und Moränenschollen waren der Grund, weshalb die Besiedlung auf kleine bis mittelgroße Siedlungsplätze begrenzt waren. In früher Zeit lebte im westlichen Bereich eine Elbe-Havel-Gruppe, die mit den nördlichen Gruppen eng verwandt war und als Randgruppe des norddeutschen-skandinavischen Nordischen Kreis anzusehen ist. Weiter östlich die Prignitz-Gruppe, welche sich auch eng an die nördlichen Kreis anschloß.
Die Gebiete zum Westen hin nannten sich später Altmark, dann die Mittelmark und gen Osten Neumark und Sternberger Land. Hier lebten vornehmlich Langobarden und Semnonen (Sueben) um Christi Geburt. Zur Zeit der Völkerwanderung zogen diese ab und nordslawische Stämme rückten nach. Zur Zeit Karl des Großen wurde die Ostgrenze durch die sogenannten "Marken" geschützt. Die erste Kolonisation wurde im 10. Jahrhundert durch die Markgrafen gefördert, denn der Kaiser lebte in Italien. Große Wendenaufstände führten die Slawen bis an die Elbe, deren Übergänge mit Müh und Not gehalten werden konnten. Dann herrschte längere Zeit ein friedliches Miteinander. Der im östlichen Sachsen geprägte Sachsen- oder Wendenpfennig war in dieser Zeit auch rechts der Elbe ein begehrtes Zahlungsmittel. Im 12. Jahrhundert nutzte Graf Albrecht aus dem Hause der Askanier seine Belehnung durch Kaiser Lothar von Sachsen-Supplinburg für die Rückgewinnung verloren gegangener Gebiete.
Wirtschaftlicher Aufschwung wurde durch kluge Siedlungspolitik (Bauern, Handwerker und Kaufleute aus den Gebieten am Rhein, aus Flandern, Westfalen, Friesland und Franken) hervor gerufen. In der Askanier Zeit gründete man ca. 2.500 Dörfer. Andere wurden auf dem Boden von wendischen Siedlungen erneuert. Neue Städte erhielten Verfassungen nach Mageburger, Stendaler oder Brandenburger Recht. Durch Erbschaft erhielten die Askanier im 13. Jahrhundert Landerweitungen gen Osten und nach einer großen Schlacht mit den Pommern, erweiterte sich Brandenburg erneut erheblich nach Osten. Zudem erwarb man Land vom Templerorden. Bei den Neugründungen waren meist Ritter "Locatoren" nach der Aufsiedlung als ständige Statthalter auf das ganze Land verteilt. Fuß fassten im Land "über der Oder" abgesehen von auswärtigen Siedlern, hauptsächlich jüngere Söhne der ersten Siedlergeneration von Havel und Spree.
Größere Bauernstellen betrugen in der Altmark etwa 2 Ruten - 120 preußische Morgen, in der Neumark 6 Ruten - 360 preußische Morgen. Um 1400 gliederte sich die Mark Brandenburg in den altsächsischen Teil westlich der Elbe, das Gebiet um Havel und Spree in Mittelmark und die Mark über Oder in Neumark.
Der dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648 löschte ca. 50 % der Bevölkerung aus. Viele Bauernwirtschaften waren verwaist (wüst) und wurden  von den Gutsherrschaften eingezogen. Nach dem Krieg wurden Holländer zum Aufbau der Ackerwirtschaft sowie Glaubensflüchtlinge (Evangelische aus Schlesien und Ungarn, Waldenser, Hugenotten) zur Erstarkung des Handels und Handwerkes ins Land geholt.
Ab 1647 wurden niederländische und friesische Bauern z.B. in den Ämtern Bötzow, Chorin, Gramzow, Liebenwalde, Spandau und Zehdenick angesiedelt. Sie entrichteten ihre Pacht mit Butter und Käse.

Zu den ersten Glaubensflüchtlingen, die nach dem Dreißigjährigen Krieg in Brandenburg Aufnahme fanden, handelt es sich um jüdische Familien aus Wien und Niederösterreich. Sie wurden im Februar 1670 vom Kaiser Leopold I. vertrieben. Mit einem auf den 21. Mai 1671 erlassenen Schutzpatent erhielten die wohlhabenden unter ihnen die Erlaubnis, sich in Brandenburg niederzulassen und Handel zu treiben. Seit ihrer Vertreibung im Jahr 1571 durch Kurfürst Johann Georg war es Juden 1650 nur in Frankfurt/Oder (zur Belebung des Messehandels) erlaubt worden, sich dort anzusiedeln.
Um 1690 kamen Schweizer (die ersten hauptsächlich aus dem Raum Basel, Bern, Zürich), und wirkten wie die Niederländer und Friesen meist in der Viehwirtschaft. In die Ämter Lehnin (Michelsdorf), Lindow (Glambeck, Gühlen, Klosterheide, Vielitz) und Ruppin (Linow, Lüdersdorf, Schulzendorf und Storbeck) und in den Golmer Bruch bei Potsdam, zu günstigeren Bedingungen und Rechtsverhältnissen als die einheimischen Bauern, sowie 7.000 Pfälzer und 20.000 Hugenotten.
Durch Urbarmachung des Havellandes ab 1718 wurde Land gewonnen. Ab 1724 kamen nun Franken und Schwaben in die Uckermark. Friedrich Wilhelm I. erklärte die fürstlichen Privatgüter (Schatullgüter), Domänen und Forsten zum unveräußerlichen Staatseigentum und begann mit der Generalverpachtung der Domänen. Ein ganzes Amt wurde grundsätzlich an einen bürgerlichen Generalpächter, den Amtmann, mit allen Pertinenzien, Polizei- und Jurisdiktionsrechten, Vorwerken und Bauerndörfern, mit allen Abgaben und Diensten, mit Mühlen, Brauereien, Brennereien, Ziegeleien usw. gegen Zahlung einer Pachtsumme und einer entsprechenden Kautionssumme ausgegeben. Die Pachtdauer betrug in der Regel sechs Jahre, später neun oder zwölf Jahre, im 19. Jahrhundert dann auch 18 und 24 Jahre. In der Kurmark Brandenburg unterstanden 40 Prozent der Bauern den Domänenämtern, in der Neumark Brandenburg weniger.
Zwischen 1740 und 1786 kamen 125.000 Kolonisten aus Böhmen, Polen (darunter auch deutsche Rückwanderer), Sachsen und Württemberg. Die Landgewinnungspolitik wurde fortgesetzt und es erfolgte von 1747 bis 1753 die Kultivierung des Oderbruches sowie 1767 bis 1782  die des Warthebruches.
Der Siebenjährige Krieg 1756 bis 1763 verursachte in der Neumark und der Niederlausitz Verwüstungen und forderte sehr viele Opfer bei Mensch und Tier.

1764 verbot Friedrich II. das Bauernlegen. Der Bauernschutz geschah weniger aus humanistischen Gründen, sondern galt der Erhaltung der Bauernstelle im Interesse der zentralen Steuer- und Wehrpolitik. 1767 folgte die Einführung der so genannten »Englischen Wirtschaft« auf dem Rittergut Prötzel anstelle der herrschenden Dreifelderwirtschaft (Fruchtfolge: Turnips – Gerste – Klee und Hülsenfrüchte – Roggen und Weizen). 1777 kam die Gewährung der Erblichkeit für die Domänenbauern, sie war Voraussetzung für die folgende Ablösung der Dienstpflichten und die Umwandlung der Laßbesitze in Eigentum sowie die Aufhebung der Erbuntertänigkeit. 

1800 zählte die Kurmark Brandenburg 15.199 Ganzbauern, 3.051 Halbbauern, 700 Schulzen, 9.571 Kossäten, 878 Witwen mit Höfen, 736 Krüger, 30.345 Landlose und Kleinstbesitzer, sowie 107.139 ländliche Arbeitskräfte. 

Die Neumark Brandenburg zählte 13.969 Bauern, 17.717 Landlose und Kleinstbesitzer sowie 45.521 ländliche Arbeitskräfte.

Anfänglich nur dünn besiedelt und ständigen Auseinandersetzungen zwischen Pommern und Polen ausgesetzt, später auch von Schlesien beeinflusst und letztlich von Brandenburg übernommen, war die Neumark ein Schmelztiegel und als Grenzland vielen Einflüssen ausgesetzt. 1397 tauchte erstmalig die Bezeichnung "Neue Mark über Oder" auf. Der Hauptort war Soldin. Von 1535 bis 1571 war es ein eigenständiges Fürstentum und Küstrin die Residenz. 1538 wurde die Reformation eingeführt und die verschiedenen Klosterbesitzungen vom Staat eingezogen. Die Mark litt unter dem 30 jährigen und später unter dem 7 jährigen Krieg. 

Um 1775 war die Trockenlegung des Warthe- und Netzebruches abgeschlossen. Hier entstanden etwa 100 Kolonistendörfer. Durch die Anlage von Straßen, Bahnstrecken und die Verbesserung der Wasserwege gab es im 19. Jahrhundert einen deutlichen Aufschwung. Es entstanden jedoch keine größeren Industrien, so daß durch Abwanderung in andere Regionen die Bevölkerungszahl trotz der Forschritte bald zurückging. 
Verarbeitet wurde die Milch meist in kühlen Milchkellern, die 1 bis 2 Meter unter der Erdoberfläche liegen. Gebuttert wurde in großen Butterfässern. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgt das Kneten, Salzen und Formen der Butter per Hand. Lange Zeit aber können die Holländereien nicht besonders effektiv arbeiten, da der Getreideanbau überwiegt und die Futterangebote besonders im Winter für den großen Rindviehbestand schlecht sind. Das ändert sich erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem feldmäßigen Anbau von Futterpflanzen, wie z.B. Klee oder Raps.

Neumärker sind in sehr großer Anzahl im Verbund (teils erst über den Netzekreis) nach Posen (meist entlang der Warthe), von dort weiter nach dem Cholmer und Lubliner Land oder und nach Russland weitergezogen. Aber auch familienweise Auswanderungen nach Australien, Brasilien, die baltischen Staaten und die USA waren keine Seltenheit. Die Verweildauer in Mittelpolen und Russland waren nur kurz.


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