Sonntag, 13. November 2011

Kolonisation in Ostpreußen

Bereits im 13. Jahrhundert, also zur Ordenszeit, war insbesondere man bemüht, Feuchtgebiete urbar zu machen und trocken zu legen. Hierzu wurden Fachleute ins Land geholt, die das Anlegen von Entwässerungsgräben und Deichen fachgerecht durchführten. Dies waren nachweislich Holländer und Norddeutsche, die links und rechts des Niederrheines ansässig waren.
Bereits im 15. Jahrhundert kamen Schotten als Kaufleute nach Danzig, im 17. Jahrhundert lebten ihre Nachfahren in vielen Kreisen Ostpreussens.
1612 war Ostpreussen bereits lutherisch. 1650 wurden im Frühjahr 100 Familien aus Holland in Tilsit und Intsterburg,1685 Franzosen angesiedelt und ebenfalls im 17. Jahrhundert kamen Holländer ins Memelland. Hier wurden viele eingewanderte Baptisten im kath. Kirchenbuch eingetragen.
1732 kamen 30.000 Salzburger (nach der Pest) nach Litauen. Sie waren evangelischen Glaubensflüchtlinge. Im 18. Jahrhundert Einwanderer aus dem Nassauer und Siegener Land nach Preußisch-Litauen.
Friedrich Wilhelm III., der 1797 die Regierung übernahm, widmete der Kolonisierung dieses dünnbesiedelten Landes sein Hauptaugenmerk. Als Neuostpreußen unterstand Masovien dem Provinzialminister für Ostpreußen, Freiherrn von Schrötter. Nach ihm wurde das am Nordrand von Plock liegende Siedlungsgebiet Schröttersdorf genannt. Es umfasste die um die Dörfer Maszewo, Chelpowo, Biala und Powsin liegenden Waldgebiete. Nach preußischer Manier wurde das Gebiet gradlinig vermessen und in 151 Siedlerstellen aufgeteilt.
Die Vorhut bildeten 22 Familien aus der Priegnitz (Mecklenburg). Nach 5 Jahren, 1805 zählte die Großkolonie Schröttersdorf  913 Einwohner. Von den 149 Familien kamen als größte Gruppe 57 aus Württemberg. Einen Überblick über den Zuzug vermittelt die Statistik der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Plock, zu der Schröttersdorf gehörte:
Am Ziel angekommen, wohnt man zunächst in Erdhütten. Dann werden Häuser in Fachwerkbauweise erstellt, d.h. der Staat erstellt das Balkenwerk, während die Verfüllung mit Lehm und das Strohdach den Siedlern überlassen wird. Von der preußischen Regierung erhalten die Siedler auch Vieh und Wirtschaftsgeräte. Ackerland steht allgemein nicht zur Verfügung. In der Regel werden minderwertige, d.h. sandige, moorige Wälder für die Siedlungen zur Verfügung gestellt.
Für die Zeit der Rodung werden Rodegelder gezahlt und das Werkzeug gestellt. Die Württemberger waren das Roden jedoch nicht gewöhnt und hatten andere Vorstellungen von der neuen Heimat. Für alle ist es ein harter Anfang. Auch sind die Württemberger an ein milderes Klima gewöhnt und klagen über den "grausam kalten Winter". Oft schauen sie wehmütig der im Westen untergehenden Sonne nach, wo sie ihre frühere Heimat wissen.
Die Behörden vermerken überrascht, dass die Siedler schon 1803 ein Schulhaus in Chelpowo errichtet haben, worauf sie einen Lehrer, Räbiger aus Schlesien, auch sogleich den Schulmeister erhalten. Zunächst hat die evangelische Kirchengemeinde Plock, zu der die vorgenannten Siedlungen gehören, keine eigene Kirche. 1804 wird ihr die Kirche des Dominikanerklosters übergeben. Im Oktober 1808 wird Pastor Hevelke als Pfarrer eingeführt, der bis zu seinem Tod im Jahr 1836 die Amtshandlungen durchführt und auch die kirchlichen Handlungen protokolliert. Ihm folgt Ignaz Boerner, der dieses Amt fast 59 Jahre verwaltet und 1896 als Superintendent und Konsistorialrat stirbt.

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